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Philipps war, glaubte er, diese unbillige Forderung durch¬ 
setzen zu können. Allein Clemens, der besorgte, sich 
selbst und den heiligen Stuhl zu entehren, wollte nicht der 
Welt ein solches Aergerniß geben, und ließ das Begehren 
des rachedürstenden Königs unerfüllt. 
9. Grausame Verletzung der Tempelherren in 
Frankreich durch Philipp/ den Schönen. 
(I° 1309.) 
Wir haben bereits Philipp den Schönen aus sei¬ 
nem Benehmen gegen den Papst Bonifaz VIII. als einen 
heftigen, zornigen, gewaltthatigen, hinterlistigen, in seiner 
Rache unversöhnlichen Fürsten kennen gelernt. Mit gewissen¬ 
loser Falschheit betrog er auch seine Vasallen und sein Volk, 
und gegen einen Theil desselben — die Tempelherren in 
Frankreich — verfuhr er mit einer Ungerechtigkeit, die ihm 
die Nachwelt nie wird vergeben können. 
Nach den Kreuzzügen hatten sich einige tausend Ritter 
vom Tempelherrenorden in Frankreich niedergelassen, und 
lebten -da im Genüsse ihrer großen Reichthümer üppig und 
in Freuden. Sie hielten sich in Gesellschaften zusammen, 
und hatten zu gewissen Zeiten heimliche Zusammenkünfte, 
etwa so wie unsere Freimaurer, bei welchen kein anderer 
Mensch, als Glieder ihres Ordens, Zeuge seyn durfte. 
Diese geheimen Versammlungen machten viel Aufsehen, 
besonders bei dem gemeinen Manne. Was konnten sie mit 
einander vornehmen, das keinem fremden Auge mit anzu¬ 
sehen vergönnt war? Was mochten sie für einen Zweck 
haben? Gewiß keinen erlaubten, weil er ein so tiefes Ge- 
heimniß war. Was man nicht mit Gewißheit wußte, das 
suchte man zu errathen. Der Aberglaube jener Zeit ver- 
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