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folgte auch die Heerde, Viele tausend betriebsame Haus¬ 
väter schlichen sich mit ihren Familien auf unbekannten 
Wegen unter unsäglichen Mühseligkeiten und Gefahren über 
die Grenze und brachten ihr gerettetes Gold, ihre Künste, 
ihre Fabriken und Manufacturen in das Ausland. So 
wanderte nach und nach eine halbe Million Menschen 
aus. Eine ganze Vorstadt von London wurde mit fran¬ 
zösischen Seidenarbeitern bevölkert. In Holland und Sa¬ 
voyen errichtete man ganze Regimenter von französischen 
Flüchtlingen, die nun gegen den grausamen König kämpf¬ 
ten, der sie aus ihrem Vaterlande ausgestoßen hatte, und 
eine Menge seiner rechtgläubigen Krieger in die Pfanne 
hieben. 
Zn Deutschland nahm besonders der weise Kurfürst 
Friedrich Wilhelm von Brandenburg über 20,000 sol¬ 
cher Emigrirten in seine Staaten auf und ließ ihnen Wohn¬ 
sitze anweisen. So wurden nun fortan die Tressen, die 
feinen Hüte, Strümpfe, Handschuhe, die man sonst 
mit großen Kosten aus Frankreich verschreiben mußte, in 
dem Lande selbst verfertigt, und der fanatische König von 
Frankreich verlor durch seinen tollen Religionseifer eine 
halbe Million seiner besten Unterthanen, auch gewiß über 
fünf Millionen seiner Einkünfte. Und mit dem Allen ge¬ 
langte er doch nicht zu seinem Zweck, denn noch bis auf 
diese Stunde leben eine Menge Hugenotten in Frankreich. 
— Zu Paris allein war unter Ludwig XIV. keine an¬ 
dere Verfolgung über sie ergangen, als daß die reformirten 
Hofbeamten ihre Stellen niederlcgen mußten.
	        
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