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Brandschatzungen aus schreiben und sein Heer mit Lebens¬ 
rnitteln und allen andern Bedürfnissen versehen lassen. 
Wie ganz anders fügte sich aber Alles, als er es er¬ 
wartete. Schon bei seinem Eintritt in das Thor war es 
ihm auffallend, daß sich nicht, wie er es in andern Städ¬ 
ten gewohnt war, große Haufen Neugieriger ihm entge- 
gendrangten. Von den 300,000 Menschen, welche die 
Bevölkerung von Moskau ausmachten, ließ sich keiner 
sehen. Dumpfe Stille herrschte in den Straßen wie auf 
einem Todtenacker zwischen Gräbern. Alles was hatte 
fliehen können, war mit seiner besten Habe entflohen und 
hatte das Uebrige den Feinden preis gegeben. 
Den Franzosen gefiel nicht diese Verödung; ihnen 
war bange, es möchte an Bedienung fehlen und ihre Küche 
schlecht bestellt werden; aber die Aussicht auf eine uner¬ 
meßliche Beute tröstete sie. So nahmen sie denn Besitz 
von den leeren Hausern, und singen schon an, sich auf 
das bequemste darin einzurichten, als auf einmal an hun¬ 
dert Orten der Stadt zugleich Flammen aufloderten. Dicke 
Rauchwolken wirbelten in die Luft. Von dem Winde an¬ 
gefacht, verbreitete sich bald der Brand wie ein Feuer¬ 
meer über die ganze Stadt und wüthete mehrere Tage 
lang fort. Nur ein kleiner Theil davon, besonders auch 
der Kreml, oder das kaiserliche Nesidcnzschloß, das mit 
den dazugehörigen Gebäuden mit einer dreifachen dicken 
Mauer und einem tiefen Graben umgeben war, blieb ver¬ 
schont. Hier hatte Napoleon mit den vornehmsten 
Ofsicicren sein Quartier genommen, aber auch da hielt er 
sich nicht für sicher, und suchte, bis der Brand vorüber 
war, einen Zufluchtsort außer der Stadt. Endlich erlo¬ 
schen die Flammen, und nun quartirte sich das Heer, so 
gut es geschehen konnte, in den Ruinen ein. Die Sol¬ 
daten zerstreuten sich, wühlten in dem dampfenden Schutte,
	        
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