Siebenter Zeitrau irr. 145
noch tauge mehrere deutsche Festungen am Rheine feindlich
besetzt.
Der große schwere.Kampf konnte nur in langsamen
Zuckungen endigen.
Siebenter Zeitraum.
Von dem westphäslscherr Frieden dis auf die
neueste Zeit. 1648 — 1823.
39. Allgemeine Bemerkungen.
9s bedarf nicht vieler Worte, um den zerschlagenen Zu¬
stand des Vaterlandes nach so verheerendem Kriege, welcher
mcbr als ein halbes Mcnschenalter gedauert hatte, zu schil¬
dern. Zwei D r i t t h eile der Einwohner waren zu Grunde
gegangen, weniger durch das Schwerdt, als durch die lang¬
samer und qualvoller zehrenden Uebel, welche in des Krieges
Gefolge ziehen: Seuchen, Pest, Hungcrsnoth, Schrecken
und Verzweiflung. Der Tod Ln der Schlacht ist des Krieges
Unglück nicht; solcher Tod ist oft der.schönste, weil er oen
Mann, im Augenblick der Begeisterung und des herrlichsten
Lebensgefühles, ohne die kalten Schauer langsamer Annä¬
herung, fortrafft; aber das ist der Fluch des Krieges, daß
seine Greuel die Gemüther der Nichtkämpfenden, der Greise
und Weiber und Kinder , sowohl durch wirkliche Noch, als
durch die lähmende Angst vor der noch kommenden, verftn-
ste.ru , und alle Freudigkeit und Zuversicht des Lebens hin-
wegnehmen. Der junge Keim der neuen Geschlechter wird
im Entstehen vergiftet, er kann nur ein kränkelndes Zeit-
aller, ohne Kraft und Muth, hervorbringen.
Dennoch bewahrte sich die deutsche Tüchtigkeit auch in
dieser Zeit durch ein verhältnißmaßig schnelles Ermannen.
Es zeigte sich in sittlicher Hinsicht in einem tiefen Ernste, der
auf das gänzlich toügedundene Leben folgte; wie denn ge¬
rade die Endpunkte sich oftmahls berühren. Die Sittenver¬
wilderung, theilö in den Kriegern, welche aus dem Feldla¬
ger nach Hause kehrten, thestv m der wüstaufaewachsenen
Jugend, nvthigte die Fürsten, viele Sorge auf Kirchen-
uud Schulau st alten zu wenden, und solche Sorge rräg t
immer hundertfältige Zinsen. — Sowie reges Leben und
Kohtr. D. G. rr. Th. ;!e Aitfl. 10