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Der spanische Erbfolgekrieg.
Monarchie ernannt. - Der Kaiser mar durch den unerwar¬
teten Schlag aus aller Fassung gebracht; er harte das Mi߬
geschick sich selbst zuzuschreiben, denn früher, als der spa¬
stische Hof mehrmahl dringend gefordert hatte, daß sein
Sohn , der Erzherzog Karl, mit einem kleinen Heere selbst
nach Spanien komme — als noch der vorige Krieg gegen
Frankreich dauerte, — hatte der Kaiser aus Unentschlos¬
senheit nicht darin willigen wollen.
Ludwig XIV. wußte wohl, daß, ungeachtet des Testa¬
mentes, die Besitznahme von Spanien für seinen Enkel nicht
ohne .Krieg möglich ftyn werde; dennOestreich war zu hart
verletzt, und die übrigen Staaten Europa s sahen Die Ile#
bermacht des Hauses Bourbon gleichfalls sehr ungern. Wil¬
helm III., König von England und Statthalter der Nieder¬
lande, der sich als den Wächter des Gleich gewichrs
in Europa ansah, und deshalb von jeher schon Ludwigs
Feind war, ein kluger und sehr thäliger Mann , schloßfnr
seine betden Länder ein Bündniß nuit Oesireich; es war
um so wichtiger, da England und Holland die reichsten
und die mächtigsten zur See waren. Daher bedachte sich
Ludwig ernige Augenblicke, ob er das Testament d'es spa¬
nischen Königs annehmen sollte; daun versammelte er sei¬
nen Staatsrath, und als dieser einstimmte, entschloß er
sich dazu. Jlt einer großen Versammlung des Hofes erklärte
er seinen Enkel zum König von Spanien und beiden Indien.
Ais er, den Prinzen an der Hand, aus seinem Kabi¬
nette trat,, so sprach er, wie ein französischer Schriftsteller
sich ausdrückt, mit der Miene eines Herrn des Weltalls:
„Meine Herren, sie sehen hier den König von Spanien.
Die Natur hat ihn dazu gemacht, der verstorbene König
hat ihn ernannt, das Volk wünscht ihn, und Ich willige
ein."
Dieses war das Losungswort zu dem neuen furchtbaren
Kampfe in Europa. — Deutschland war leider in sich selbst
getheilt; Preußen, Hannover, Pfalz und einige andere wa¬
ren von Anfang an für den Kaiser; oer ^hurfürft Mari-
milian Emanuel von Baiern, zugleich Statthalter der spa¬
nischen Niederlande, war auffraüzösischer Seite, und Lud¬
wig barte ihm, ferner Ansprüche auf die spanische Erbschaft
wegen, schon insgeheim die Niederlande, versprochen; ob
im Ernst, mag schwer zu entscheiden scyn. Der Bruder
des Cbur^ürsten-, der Cdurfürst von Köln, folgte seinem
Bruder und nahm französische Truppen in sein Land auf,
„zum Besten und Zur Erhaltung der Ruhe des deutschen
Reiches (!)" wie es ur den ößenilichen Erklärungen lautete.
Atiifans des Krieges 17Ujl pnn$ Dugcrr. — Der