122 Aus der Seit der Erfüllung 1870/71
Euch allen bis zum letzten, der im Gleise
Der strengen Pflicht sein blutig Tagwerk tat;
Was ihr vollbracht, errungen und ertragen,
Bewundernd werden sich's die Enkel sagen.
5. O seht die stolzen, bärtigen Gestalten,
ls held marschiert ein jeder Mann im Glied;
Und sind es denn die Lieben noch, die alten?
Als Mann kommt wieder, wer als KRnabe schied;
Uns brennt das herz und kann sich kaum noch halten,
Von Tränen flimmert jedes Augenlid;
Die Trommel schweigt, es lösen sich die Glieder,
Und nun — in unsern Armen liegt ihr wieder!
6. Doch ihr, die wir im Zug nicht mehr gefunden,
Die ihr für uns den Tod der helden starbt,
Die ihr den letzten Feind habt überwunden,
Die ihr den besten Siegeskranz erwarbt:
Frisch bluten heut auf Erden unsre Wunden,
Die euren sind im himmel längst vernarbt;
Wir feiern einen Freudentag hienieden,
Euch sei ein ewig Friedensfest beschieden!
7. Und ihr, die ihr in stillem herzeleide
sAbseits vom lauten Festesjubel steht,
Ihr Mütter, die ihr schwarz im Trauerkleide,
Ihr Witwen, die ihr trüb in Tränen geht,
Ihr Siechen, die ihr bleich, mit leisem Neide
fuf eure schmucken Kameraden seht:
Euch tröste Gott! Euch heg' in Mutterarmen
Das Vaterland mit innigem Erbarmen!
8. Kein Klaglied heut! O du im Frühlingsglanze,
Wie prangst du schön, mein deutsches Vaterland!
Vom freien Rhein bei Straßburgs alter Schanze
Bis zu der Ostsee weißem Dünensand,