322 VII. Ztr. vom westph. Fried, bis jetzt. 1648-1817.
Der Pariser und der Huberts¬
burger Friede; 10. und i5 Febr. 1763.
— Alle kriegführenden Völker waren erschöpft und
wach Ruhe sich sehnend. England hatte große
Eroberungen jenseits der Meere gemacht, aber zu¬
gleich seine Schuld um 800 Millionen schwerer
Thaler vermehrt; und seit Georg il gestorben, und
der Lord Bure, des neuen Königs Erzieher, an
Pitts Stelle erster Minister geworden war, herrschte
die Neigung zum Frieden bedeutend vor, den auch
Frankrelch wünschen mußte. Auf solche Weise wa¬
ren Friedrich und Maria Theresia allein auf dem
Kampfplatze geblieben; aber Oestreich hatte, wenn
auch noch Klieger, doch nicht mehr das Geld zur
alleinigen Fortsetzung des Kampfes, und der König
Friedrich wollte vom Anfang an nur Schlesien be¬
haupten. Da ihm dieses zugesichert wurde, besta.
tigte er gern den Frieden, der durch seinen, den
öftreichschen und den sächsischen Bevollmächtigten
auf dem sächsischen Jagdschlösse Huberts bürg
verabredet war. Von beiden Seiten wurden dre
Eroberungen zurüchgegeben, die Kriegsgefangenen
ausgewechselt, keine Kriegsschaben vergütet; König
Friedrich blieb in dem Besitze von Schlesien und
gab dem Kurfürsten von Sachsen sein Land wie¬
der. Es war durch den schweren, blutigen Kampf
in der äußern Gestaltung der Dinge Nichts geän¬
dert, aber gewisse große Erfahrungen, die er ge¬
geben hatte, erhielten für Europa beinahe 3c>
Jahre hindurch eine wohlthatige Ruhe. Das un-
stäte Wogen der Verhältnisse, das gespannte Beob¬
achten der Staaten unter einander, die Erwartung
plötzlicher Ausbrüche, — das Alles war nrederge-
schlagen und es trat auf einige Zeit ent Glaube
ein, daß die bestehende Ordnung der Dinge Dauer
haben könne. Ueber Preußen war der Schlck-
salsspruch ergangen, seine Macht beruhe ans festen
Pfeilern, so lange der Geist die verhaltnißmaßig
geringe Masse beherrsche und bewege. Ernster,
emsiger und kriegerischer Sinn in Herrscher und