38 VI.Ztr. Karl V bis zum westph Fried. 1520-1648. 
eine Erklärung aus, daß er das nicht zu hasten 
brauche, 'vas er dem Kaiser-zusagen muffe, weil 
er ein befangener sey; unb auch der Papst hatte 
ihn schon im Voraus von, allem entbunden, was 
er versprechen würde. Veit- solcher Gcwissensberu- 
hrqung ausaerüftet ging er zinn Altare, und schwur 
auf die- heiligen Evangelien., daß er die eingegan¬ 
genen Bedingungen halten wolle. Zugleich gab 
er sein königliches Ehrenwort, daß er, wenn er 
das Versprochene nicht halten könne, in sechs Mo- 
na ten in die Gefangenschaft zurückkehren wolle. 
-— Solche Früchte tragt die sogenannte Staats¬ 
klugheit, welche sich von den ewigen Gesetzen der 
Wahrheit irnd der Sittlichkeit nicht gebunden 
glaubt! ' ■' - -..... ■ 
Franz wurde 1626 entlassen, nachdem er über 
eiii Jahr in der'Gefangenschaft gewesen war , — 
und hielt seinen Vertrag nicht. Er entschuldigte 
sich damit, daß seine Stande durchaus nicht in 
die Abtretung von Burgund willigen ȟcfiten, lind 
bot dann eine große Summe Geldes für die Be¬ 
freiung seiner beiden älteren Söhne an, die er¬ 
statt seiner als Geißeln nach Spanien geschickt 
hatte. Aber Karl l,eß ihm antworten.- ,,Er ver¬ 
letze Treu und Glauben, die er ihm öffentlich und 
auch im besondern gegeben, und handle nicht, wie 
es einem Manne vori edler Geburt und einein 
Fürsten gezieme. Wolle er es laugnen, so er¬ 
kläre er hiemit, daß er die Wahrheit davon durch 
die Waffen erhärten, und im Zweikampfe beweisen 
wolle. " 
Franz nahm die Herausfoderung zwar mit 
Worten kan, wußte aber der Tllat selbst unter 
mancherlei ffVorwanden anszuwerchen - lind so mu߬ 
ten die Volker wieder mit ihrem Blute aussech- 
ten, ivas der Herrscher Leidenschaft, Ehrgeiz oder 
Zorn aufgeregt hatte. Der Krieg zwischen Kart 
und Franz brach von Neuem aus.