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Stadt verdankte. 1794 wurde er General der Artillerie. Eines 
solchen Mannes konnte man aber in solchen Zeiten nicht lange ent¬ 
behren. Nur er schien den sich vorbereitenden Aufstand gegen das 
Direktorium (so hieß die damalige Regierung von Frankreich) däm¬ 
pfen zu können, und er dämpfte ihn durch kluge Anordnungen und 
Kartätschenkugeln in kürzester Zeit. Zum Dank dafür wird er, erst 
26 Jahr alt, General der Armee in Italien, wohin er 1796 
geht, um sich neuen Ruhm zu erwerben, nachdem er sich mit Jose¬ 
phine, der Wittwe des Generals Beauharnais, der auf dem Blut¬ 
gerüste gestorben war, vermählt hatte. 
Drei Heere hatte das Direktorium ausgerüstet, alle drei gegen 
Österreich, welches mit England, Rußland und anderen 
Staaten einen Bund geschlossen hatte zur Vernichtung der Volksherr¬ 
schaft in Frankreich. Aber während der edle junge Erzherzog Karl 
von Österreich in Deutschland über die Waffen der Franzosen tri- 
umphirte, den General Jourdan besiegte und den General Moreau 
zum Rückzüge nöthigte, war Napoleon, der ein hungriges und fast 
nacktes Heer von nur 30,000 Franzosen mit 30 Kanonen gegen 200,000 
Österreicher mit 200 Kanonen führte, überall siegreich, brachte ein ganz 
neues Leben in die Soldaten, wußte zu allem Rath und erfüllte Eu¬ 
ropa nicht bloß durch seine Worte, sondern auch durch seine Thaten 
mit wachsender Bewunderung. Bei Montenotte erfocht er den ersten 
Sieg (April 1796), und Sardinien mußte aus den Reihen der Feinde 
Frankreichs treten. Bei Lodi zeigte er sich am 12. Mai als Schlach¬ 
tengebieter, dem sich ganz Italien unterwerfen mußte, uni zu einer 
Republik umgestaltet zu werden. Doch der blutigste Kampf mußte 
noch mit den Österreichern um die Festung Mantua geführt werden. 
Von Neuem blieb Napoleon Sieger in der dreitägigen Schlacht bei 
Arcole (15.—17. Nov.) nach den furchtbarsten Anstrengungen, und 
nachdem er selbst fast das Opfer seines kühnen Muthes geworden war. 
Der Erzherzog Karl konnte Italien nicht mehr retten, und der Friede 
von Campo Formio (Okt. 1797) machte dem Krieg ein Ende. 
Mit unbeschreiblicher Begeisterung ward der Mann, durch dessen Ta¬ 
lent die Franzosen gesiegt hatten, in Frankreich aufgenommen und mit 
Ehrenbezeugungen überhäuft. 
Nichts desto weniger fand Napoleon unter seinen Mitbürgern großen 
Neid, ja Haß. Der Mann, welcher so leicht Sieg an Sieg knüpfte, 
schien vielen gefährlich, und erwünscht kam es daher diesen, daß er 
selbst einen Plan entwarf, welcher ihn aus Frankreich entfernte. Nur 
ein Feind nämlich war noch unbesiegt von den Franzosen und mochte 
mit diesen nicht Frieden schließen: England. Gegen dieses Land be¬ 
gannen jetzt die furchtbarsten Rüstungen, überall sammelten sich Trup¬ 
pen und in allen Häfen Kriegs- und Lastschiffe. Doch nicht in Eng¬ 
land selbst dachte Napoleon zu landen, sondern dieses Land da anzu¬ 
greifen, woher es seine meisten Reichthümer bezog, in Ostindien.
	        
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