Der Waffenstillstand. 3-
„Cr ist angenommen," sagt ex dann, „damit die
Nationalkraft, die mein Volk biS jetzt so rühm»
voll gezeigt hat, sich völlig entwickeln könne. Bis
dahin war uns der Feind an Zahl überlegen, und
wir konnten nur erst den alten Waffenruhm wie«
der gewinnen; wir müssen jetzt die kurze Zeit be¬
nutzen, um so stark zu werden, daß wir auch un»
sere Unabhängigkeit erkämpfen. Beharrt in eurem
festen Willen, vertraut eurem Könige, wirkt rast¬
los fort, und wir werden auch diesen heiljgerr
Zweck erreichen!"
Rastlos wurde fortgewirkt, gewaffnet, geübt,
gekleidet und Verwundete geheilt; Männer, Frau¬
en, Kinder, wer sich einer Kraft und eines ge¬
sunden HerzenS bewußt war, half zu dem großen
Werke. Ach, ein Mann, der diese herrlichen Be¬
wegungen vorzüglich vorbereitet hatte, der vor
Allen den Tag der vollen Freiheit zu sehen ver¬
diente, die Morgenröthe hatte er gesehen, —
er starb in diesen Tagen des Waffenstillstandes»
Es war der in der Schlacht bei Lützen verwundete
edle Scharnhorst. Seiner Wunde nicht ach«
tend, wollte er noch immer ordnen und schaffen,
aber sie verschlimmerte sich, und bald ahndete er
den gefährlichen Ausgang für sich. Aber selbst die
letzten Tage seines Lebens sollten dem Dienste der
Freiheit gewidmet seyn; er ließ sich nach Prag
dringen, seine Wunde dort heilen zu lassen, irr
der That aber, um in Oestreich den Entschluß zu
gerechter Theilnahme an dem großen Kampfe be«
schleunigen zu helfen. lind er hat noch rastlos
gewirkt, geredet, mit seines Geistes ruhiger Kraft
die Unentschiedenen gestärkt; und in diesen An¬
strengungen starb er in Prag den 28. Juni. Er
war ein rechter teutscher Mann, tief unb ernst,
klar und ruhig, das Kleine wie das Große um¬
fassend, sich selbst aber gänzlich vergessend, wenit
es das Ganze und Allgemeine galt» Er hatte die
neue Kriegsordnung in Preußen vor Allen begrün¬
det, denn er erkannte, nach altteutscher Weise,
die Kraft des Wehrstandeö im Volke; er hatte itn%