Full text: Die teutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815 (Abth. 3)

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Formen nachzubilden verstand. So begann er nach Rückerts Beispiel mit einer Nachahmung 
orientalischer Poesie in GH ase len; in seinen Oden pflegte er die antiken Strophen und 
bildete nach Klopstocks'vorgang neue Metra; seine Sonette zählen zu den besten der 
deutschen Lyrik. Im Beginn seiner poetischen Laufbahn stand platen unter der herr- 
schaft der romantischen Einflüsse, was sich 'besonders in der Komödie „Der gläserne 
Pantoffel" kundgibt. Später aber brach er mit der Romantik und wandte sich gegen 
die Verirrungen der romantischen Tragödie bei Tieck und Immermann, die er in seinen 
literarisch-satirischen Komödien „Die verhängnisvolle Gabel" und „Der romantische 
Ödipus" verspottete. Line'anmutige epische Dichtung sind „Die Ñbassiden". 
Nerner» Iustinus» wurde 1786 in Ludwigsburg geboren und starb 1862 als 
Gbergmtsarzt in Iveinsberg. In seinem Hause weilten die berühmtesten Männer seiner 
Zeit, Uhland, Lenau usw., gern als Gäste. Er schrieb das namentlich in neuerer Zeit 
wieder vielgenannte Buch „Die Seherin von prevorst". 
Uhland» Ludwig» am 26. April 1787 zu Tübingen geboren, stammte jaus 
einer Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie. Ñus der Universität seiner Vaterstadt widmete 
er sich der Rechtswissenschaft und der mittelalterlichen Literatur, und diese Studien er¬ 
weiterte er 1810 in Paris, wo ihm die Schätze der kaiserlichen Bibliothek reiche Aus¬ 
beute gewährten. In die^heimat zurückgekehrt, lebte er neben seinem juristischen Be¬ 
rufe mit Eifer der Dichtkunst und begleitete den Freiheilskampf, von dem er wegen 
Württembergs Stellung persönlich ferngehalten wurde, mit innigster Teilnahme, welcher 
er in mancher Dichtung Ausdruck gab. In den ersten Jahren des Friedens erschienen 
seine gesammelten Gedichte und seine Dramen. Seine ausgezeichneten Arbeiten auf dem 
Gebiete der älteren Deutschen Literatur verschafften ihm 1829 eine Professur an der 
Landesuniversität. 'Allein schon seit 1820 hatte er seine Haupttätigkeit dem politischen 
Leben seines Vaterlandes zugewendet, und so wirkte er auch 1848 als Abgeordneter 
bei der Deutschen Nationalversammlung in Frankfurt a. M. Danach ins Privatleben 
zurückgetreten, starb er am 13. November 1862 in seiner Vaterstadt. 
Uhlands dichterische Tätigkeit fällt größtenteils in sein frühes Mannesalter. Mit 
einigen seiner Gedichte reiht er sich den Sängern der Freiheitskriege an; aber weder 
hierin noch in seinen Dramen liegt seine Hauptbedeutung, sondern in seinen Liedern, 
Romanzen und Balladen, welche letzteren denen Goethes und Schillers ebenbürtig sind. 
In einigen seiner epischen Dichtungen hat Uhland die von ihm erneuerte Nibe- 
lungenst^ophe verwendet, mit einem dem Alexandriner zwar ähnlichen, aber dessen 
Eintönigkeit glücklich vermeidenden Versmaß: 
u- -L V — U ± U | V S V J. \J J- 
Beispiel: (Es stand in älten Zeiten | ein Schloß so hoch und hehr. 
Morike» Eduard» in Ludwigsburg 1804 geboren, studierte in Tübingen Theo¬ 
logie und wirkte dann seit 1834 als Pfarrer in Kleversulzbach bei weinsberg. Kränk¬ 
lichkeit nötigte ihn, vom Amte zurückzutreten und nur seinen Privatstudien zu leben, 
1851 übernahm er eine Professur der Literaturgeschichte in Stuttgart, trat 1866 in den 
Ruhestand und starb 1875. 
Tr ist ein hervorragender, feinsinniger Lyriker von reicher Phantasie und tiefem Gemüt. 
Seine zuerst 1838 erschienenen Gedichte wurden seit der Hundertjahrfeier seines Geburts¬ 
tages mehrfach neu aufgelegt und^immer mehr gewürdigt. Seine Novelle „Mozart auf 
der Reise nach Prag" gilt als ^ein^Meisterwerk der Erzählungskunst. Ebenso ist sein 
Roman „Maler Nolten" reich an^ dichterischen Schönheiten, nicht minder sein Märchen 
„Das Stuttgarter Hutzelmännchen", durch Moritz von Schwind künstlerisch ausgestattet.. 
Droste-Hülshoff, Ñnnette"Freiin von, wurde auf dem Gute hülshoff bei 
Münster in Westfalen am 10. Januar 1797 geboren. Sie lebte seit 1826 auf dem Wohnsitze 
ihrer Mutter, dem in der Nähe gelegenen Rüschhaus, dessen landschaftliche Umgebung 
sie in ihren Bildern aus Heide und Moor mit großer poetischer Kraft und tiefem 
Naturverständnis schildert. Später wohnte sie auf dem Schlosse Meersburg am Boden¬ 
see bei ihrem Schwager, dem Freiherrn von Laßberg. Sie starb unvermählt am 
24. Mai 1848. Der erste Band ihrer Gedichte erschien 1844; nach ihrem Tode folgten
	        
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