120 Naturgeschichte.
einen Greif- oder Wickelschwanz. Der rote Brüllaffe wird m lang. Vor Sonnen—
untergang stimmen die Männchen ihr ohrenzerreißendes Konzert an. Die Verstärkung
der Stimme wird durch einen großen Knochen unter der Zunge und durch eine Er—
weiterung des Kehlkopfes hervorgebracht. Die Klammeraffen verstehen es ihren Wiget
schwanz äls fünfte Vun zu gebrauchen.
In Brasilien leben nß Fledermäuse, Vampire genannt. Sie dringen in der
Nacht in Häuser und Stallungen, beißen Menschen und Haustieren kleine Wunden und
saugen das ausfließende Blut.
In Südamerika lebt auch das affenähnliche Faultier oder Ai. Es ist etwas größer
als eine Katze; der Körper ist mit langein, strüppigem Haare bedeckt. Wegen selner
langen, sichelförmigen Krallen kaun es sich auf den Erde üu langsam fortbewegen; es
llettert aber gut. Auch der groe Ameisenbär findet sich dort. Er hat einen kegel
förmigen, m langen Rüssel Darin befindet sich die wurmförmige, klebrige Zunge,
mit der er die Termiten aus den Termitenhaufen heraus holt.
Zahllose Arten der kleinen Kolibris mit wundervoll glänzendem Gefieder und viele
Papageien beleben die Urwälder Südamerikas. Die Papageien sind von Sperlingsgröße
bis zur Größe eines Huhnes. Sie haben meistens einen kurzen, aber stark gekrümmten
Schnabel, ein prachtvoll gefärbtes Gefieder. Sie nähren sich von allerlei Nüssen, die sie
mit dem starken Schnabel knacken. Die Nahrung ühren sie mi dem Fuße zum Munde.
Die dicke, fleischige Zunge befähigt sie, Wörler nachzusprechen (Affen uünter den Vögeln).
Der große Pfefferfresser besitzt einen sehr großen, aber shwachen Schnabel.
Von Fischen merken wir den rotbraunen Zitteraal, 12mn lang, in den Flüssen
und Seen von Südamerika. Er kann starke elektrische Schläge austeilen.
Auf dem Nopalkaktus in Mexiko lebt die Kochenille, eine Schildlaus; die getrockneten
Weibchen und Larven liefern den besten roten Farbstoff Karmin).
8 82. Der Biber, ein größeres Nagetier, findet sich in Kanada noch
häufig. In Deutschland ist er fast gänzlich ausgerottet. Er wird 11 lang
und 25 kg schwer. Die Vorderbeine sind kurz, die Zehen der langen Hinter
beine sind durch Schwimmhäute verbunden. Das wertvolle Fell besteht aus
weichen, rotbraunen Grundhaaren und dunkeln, glänzenden Grannenhaaren.
Der platte Schwanz ist mit Schuppen bedeckt.
Der Biber nährt sich von der Rinde der Bäume, die er mit großer
Geschicklichkeit fällt. Im Wasser baut er aus Reisig eine kegelförmige Burg,
deren Haupteingang unter dem Wasser liegt. Ist der Fluß nicht tief genug,
so führen mehrere Tiere aus Baumstämmen, Erde und Sleinen einen Damm
auf, damit sich das Wasser anstaut.
8 83. Die Baumwolle (Fig. 20) ist ein strauch- oder krautartiges Gewächs
aus der Familie der Malven. Sie hat 8— lappige Blätter und gelbe Blüten.
Die Frucht ist eine 3—5 fächerige, walnußgroße Kapsel, die zur Zeit der
Reife aufspringt. In derselben liegen die Samen, in eine lange, dichte, weiße
Wolle eingehüllt. Diese Samenwolle liefert den Stoff zu Gespinsten und
Geweben. Die Hauptbaumwollenländer sind: Ostindien, China, Agypten,
Senegambien, der südlichste Teil von Nordamerika, Westindien und Brasilien.
Die Baumwolle wird in Plantagen angepflanzt; die Arbeit in denselben be—
sorgen die Neger. Wenn die Kapseln aufspringen, quillt die Samenwolle
hervor, wird sogleich gesammelt, von den Samen befreit, in Ballen gepackt
und in den Handel gebracht. Die Verarbeitung der Baumwolle zu Gespinsten
und Geweben beschäftigt Millionen von Menschen. Die meiste Baumwolle
wird in England verarbeitet.
8 84. Das Zuckerrohr (Fig. 21) hat einen 34m hohen knotigen Halm,
der mit einem süßen Marke angefüllt ist. Das Zuckerrohr wird zwischen den
Wendekreisen angebaut. Die Bearbeitung der Plantagen wird von Negern
verrichtet. Zur Erntezeit schneidet man die Halme ab, bindet sie zusammen
und bringt sie in eine Mühle. Hier werden sie durch Walzen zerquetscht.