Wänden. Hier finden wir noch den Flügel des Königs, sowie eine Uhr,
die in seiner Todesstnnde stehen geblieben sein soll. Bon diesem Zimmer
aus treten wir in das Wohn- und Sterbegemach Friedrichs ein. Es ist
weiß in Gold gehalten, und die Decke ist mit einem großen goldenen
Spinngewebe überzogen, in dem zwei goldene Fliegen und eine große
goldene Kreuzspinne sitzen. Die Entstehung dieser seltsamen Decke soll fol¬
genden Grund haben. Als einst nach dem ersten schlesischen Kriege Friedrich,
wie gewöhnlich, seine Morgenschokolade zu sich nehmen wollte, hatte sich
von der Decke eine große Spinne in die Tasse gelassen. Der König goß
daher das Getränk für seine beiden Windspiele in einen Napf, aber gleich
nach dem Genuß verschieden die Hunde unter den Anzeichen einer
starken Vergiftung. Als man den Koch zur Rechenschaft ziehen wollte,
erschoß er sich. Man sagt, er hätte in österreichischen Diensten ge¬
standen. An der Wand des Zimmers hängt das einzige Ölporträt,
welches der König, sechsundfünfzig Jahre alt, von sich malen ließ. In
diesem Raume schloß der König in den ersten Stunden des 17. August
1786 die einst so feurigen Augen zum letzten Schlummer. Kurz vorher
hatte er nach einem neuen heftigen Hnstenanfalle zu dem ihn im Lehn¬
sessel stützenden Kammerhusaren hoffnungsvoll gesagt: „Wir sind über
den Berg, es wird besser gehen!" — Kronprinz Friedrich Wilhelm, der
spätere König Friedrich Wilhelm III., hat in seinem Tagebuche Auf¬
zeichnungen hinterlassen, wie er den großen Toten in Sanssouci vor¬
gefunden. „Er hatte einen kleinen Hut auf dem Kopfe, ferner einen
alten, blauen, seidenen Mantel um, unter welchem er noch ein Pelzhemde
trug. Seine Füße und Beine waren mit großen Gichtstiefeln bekleidet;
zwei Läufer und Lakaien standen dabei, um mit einem grünen Zweige
die Fliegen vom Gesichte abzuhalten." Und an einer anderen Stelle
schreibt er: „Viele der Offiziers, so den hochseligen König sahen, kamen
mit Tränen in den Augen heraus, besonders die alten, so sich seiner
großen Taten erinnerten und der Schlachten, so sie unter seinem Befehl
hatten gewinnen helfen."
Dem Sterbegemach benachbart liegt das runde Bibliothekzimmer, das
bis zur Decke mit hellbraunem Zedernholz getäfelt ist und von Friedrich
täglich als Arbeitszimmer benutzt wurde. An ihn und seine Tätigkeit
Hierselbst gemahnen noch sein Arbeitspnlt, sein Lehnsessel und die Polster-
sitze für seine Lieblingshunde, vor allem aber seine Handbibliothek in vier
Bücherschränken. Über ihnen stehen auf Konsolen die Marmorbüsten eines
Apoll, des Sokrates und Homers, zu denen sich eine Statue Friedrichs
von Schadow gesellt hat. Unter Glas finden wir eine kleine, halbver¬
wischte, flüchtige Zeichnung. Es ist der erste Plan von Sanssouci, vom
König eigenhändig gezeichnet. Viele Spuren des Gebrauchs weist das
Arbeitspult auf. Oft mag er an ihm seine schönen, an die Lieblings¬
schwester, die Markgräfin von Bayreuth, gerichteten Worte betätigt haben: