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Drittes Buch.
Osman, Ahmeds Sohn, gestürzt. Bald begann eine Kette wilder
Janitscharenaufstände. Sultan Osman ward von ihnen 19. Mai
1622 1 622 gestürzt und darauf ermordet, der blödsinnige Mnstapha wie¬
der aufgestellt. Nicht lange erfreute er sich dieses Glückes. Schon
1623 am 30. Aug. 1623 war auch er wieder gestürzt und die Herrschaft
kam an Ahmeds zweiten Sohn, Amurad lV. Dieser grausam und
blutgierig vermochte die Hydra der Janitscharenempörungen nur
durch die wildesten Maßregeln niederzuhalten. Es gelang ihm meist,
sie niederzudrücken, aber die Kräfte des Reiches waren doch gebun¬
den, daß die Zerrissenheit Deutschlands im dreißigjährigen Kriege
nicht benutzt werden konnte. Auch zogen schwere Kriege mit den
Persern die Osmanen gerade damals nach einer andern Richtung.
1640 Der furchtbare Amurad IV. starb 9. Febr. 1640. Die Herrschaft fiel
an Ibrahim den Lüstling und das Reich kam je länger je mehr an
Weiber und Eunuchen; es fällt unter Ibrahim schon in die ärgste
1643 Verwirrung. Die allgemeine Unzufriedenheit stürzt ihn 8. Aug. 1648
und Mohammed IV. gewinnt das Reich. Die gefährliche Zeit
Deutschlands ist eben vorüber. Die Osmanen sind doch unter Ibra¬
him noch siegend gegen Europa aufgetreten. Sie haben der Repu¬
blik Venedig 164/ fast die ganze Insel Kreta entrissen.
Drittes Buch.
Die .Autokratie.
^einesweges ist die katholische Reaction mit dem Ende des-dreißig-
jährigen Krieges ganz abgestorben. Noch lange über diese Zeit lebt
sie mit einer gewissen Kraft fort; sie wird noch entsetzliche oder doch
erschütternde Begebenheiten Hervorrufen. Aber die Kraft, in welcher
sie sich seit der Feststellung der Reformation Luthers und Calvins
erwiesen, ist es doch nicht mehr. Auf einzelnen Puncten Europas
ist es noch, daß sie lebt und wirkt, aber das Ganze durchdringt sie
nicht mehr; sie ist nicht mehr der Gedanke, der einen sehr großen
Theil der katholischen Welt beherrscht und sie oftmals in offenen und
geraden und eben so oft in heimlichen, auf die Künste der Schlau¬
heit und der Berückung sich legenden Kampf gegen die protestanti¬
sche treibt.
Die Menschen wenden sich anderen Interessen zu, dem Han¬
del, dem Gewerbe, dem Verkehr, der Wissenschaft und der Kunst.