346 Viertes Buch.
innerlich zweifelsohne die Demokratie, selbst die gemäßigte der Ver¬
fassung des Jahres 1791.
Die Republikaner der Legislatur benutzen die Spannung der
Verhältnisse, um den Umsturz des Thrones herbeizuführen. Indessen
ist weder die ganze Nation, noch alle Demokraten mit ihnen über
die Errichtung der Republik einverstanden. Sie können dieselbe da¬
her nicht mit einem Schlage decretiren, sie müssen einen Umweg
nehmen. Sie wollen einen Krieg haben, einen Krieg, der Frank¬
reich in etwas bedrohe, der die ferne Möglichkeit der Wiederauf¬
richtung der Autokratie zeige, welche die Franzosen nicht wollen.
Einen solchen wollenste, damit sie auftreten und sprechen könnten,
der König ist mit den Feinden des Staates in Zusammenhang, alle
Maßregeln der Vertheidigung werden durch ihn gehemmt, man
muß sich seiner entledigen. Darum führen die Republikaner die
1792 Kriegserklärung an Oeftreich herbei 20. April 1792. Da nun auch
Preußen an diesem Kriege sogleich Theil nimmt, so hat dersebe
Anfangs allerdings einen drohenden Anschein. Auch die Emigranten,
größtentheils Anhänger der Autokratie, setzten sich in Bewegung
und die Declaration des preußischen Feldherrn, des Herzogs von
1792 Braunschweig, 25. Juli 1792 verkündet allen Demokraten und
allen Revolutionsfreunden schwere Züchtigung. Die Republikaner,
um bei dieser drohenden Gefahr doch sicher zu sein, haben decretirt,
1792 daß alles Volk bewaffnet werde 29. Juli 1792. Erst hatte in den
Nationalgarden nur der eigentliche Bürger- und Bauerstand die
Waffen in den Händen gehabt, dem an einem totalen Umbruch aller
gesellschaftlichen Institute nichts gelegen sein konnte. Nunmehro
aber kamen die Waffen auch in die Hände des Pöbels. Im Uebrigen
gingen die Rechnungen der Republikaner richtig aus. Frankreich
ward bedroht, gefährdet, die Nation sah wenigstens zu, als sie den
1792 raub - und mordlustigen Pöbel von Paris 10. Aug. 1792 gegen
den königlichen Palast der Tuilerien stürmen ließen, als sie den
König, der mit seiner Familie, um nicht ermordet zu werden, sich
in den Saal der Legislatur flüchten mußte, für suspendirt erklärten.
An diesem Tage bereits konnte Jedermann sehen, daß es zur Errich¬
tung einer demokratischen Republik kommen werde. Indessen sprach
die Legislatur dieses Wort noch nicht aus. Sie verordnet, daß
neue Wahlen gehalten, ein Nationalconvent zusammentreten sollte,
der über das Schicksal Frankreichs entscheide.
Als das gemeinsame Ziel erreicht war, singen die Girondisten
und die Jacobiner an, sich zu trennen. Die Girondisten, zum Theil
ausgezeichnete Männer, Gelehrte und Redner, zeigten sich als die
wirklichen Anhänger der demokratischen Republik, die in Wahrheit