244 IT- Zeitr. Heinrich I. bis Rud. v. Habsb. 919 — 1273.
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ncs Großvaters, verlangte Ergebung auf Gnade und Ungnade,
und sie, die gleichfalls der früheren Zeiten gedachten, wollten
lieber, wie sie sagten, unter ihren Schilden sterben, als durch
den Strang, durch Hunger und Brand umkommen.—Von dieser
Zeit fangt das Unglück in Friedrichs Leben recht an; er hatte,
nach dem Ausdruck eines Schriftstellers, die Gunst vieler Men¬
schen verloren, weil er so unerbittlich sich gezeigt. Auch sein alter
Feind, Gregor IX. stand wiederum gegen ihn auf, verband sich
mit den Städten, und that ihn von Neuem in den Bann. Ja,
die Feindschaft zwischen beiden ging so weit und artete so sehr in
persönlichen Elfer aus, daß der Papst den Kaiser in einem
Schreiben an die übrigen Fürsten mit: „jenem apokalyptischen,
von dem Meere aufsteigenden Ungeheuer verglich, welches voll
Namen der Gotteslästerung sey, und buntscheckig wie ein Leo¬
pard;" und Friedrich darauf mit einer andern Stelle der Schrift
antwortete: „Es ging ein anderes roches Pferd vom Meere
aus, und der darauf saß, nahm den Frieden vom Erdboden weg,
damit die Lebendigen einander selbst erwürgeten."
Aber eine große Gewalt war in jenem Zeitalter auf des Pap¬
stes Seite und kämpfte gegen Friedrich; — das war die Gewalt
der öffentlichen Meinung. Der Papst warf die schwere
Beschuldigung auf den Kaiser, daß er ein Verächter der Religion
und der heiligen Kirche sey, und sich zu dem Unglauben der Sa¬
razenen neige; und obwohl Friedrich mehrmals, schriftlich und
mündlich, auf das Feierlichste versicherte, daß er ein wahrer Christ
sey, und als solcher leben und sterben wolle; ja, obgleich er sich
von mehreren Bischöfen förmlich in der Religion prüfen und ein
Zeugniß über seine Rechtgläubigkeit ausstcllen ließ, so fanden des
Papstes Beschuldigungen doch immer mehr Eingang bei den Men¬
schen. Friedrichs kecker und muthwilliger Witz hatte zu oft, un¬
bedachter Weise, selbst das Heilige verletzt; auch war'sein Leben
nickt rein und tadellos, sondern von Ausschweifungen der Sinn¬
lichkeit befleckt. Er sank immer mehr in der allgemeinen Achtung,
und dieses war es, was die letzte Zeit seines Lebens verbittert
und ihn endlich in Gram verzehrt hat. Bevor wir jedoch die
Schicksale der letzten zehn Jahre seines Lebens erzählen, müssen
wir einen Blick auf die Länder im Osten und Nordosten von
Deutschland werfen.
Ausbreitung der Deutschen und des Christen-
thums in die slavischen Länder. — Europa wurde um
diese Zeit von einem furchtbaren Feinde von Osten_ her bedroht,
eben so furchtbar als in früheren Zeiten von den Hunnen. Es
waren die Mongolen, die vom Jahre 1206 an unterDschin-
gis-Khan Asien durchstürmt hatten, und unter seinen Söhnen
bis in Mähren und Schlesien vordrangen. Im Jahre 124! ge¬
wannen sie eine große Schlacht bei L i e g n i tz, gegen die Schle¬
sier, unter der Anführung Heinrichs H. von Liegnitz, der selbst
ritterlich kämpfend fiel und durch die Tapferkeit, mit welcher er