Full text: Die deutsche Geschichte

22 Einleitung. 
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der Saale, dann am rechten Elbufer der Havel, Spree und Oder 
inne hatten; ja, Tacitus setzt Sueven-Völker noch bis über die 
Weichsel hinaus, sowohl im inner» Lande, als an den Ostsee- 
Küsten, und jenseits derselben in Schweden. Gründe der Wahr¬ 
scheinlichkeit lassen zwar zwischen Oder und Weichsel, und an letz¬ 
terem Flusse, noch einen dritten, den gothisch-vandalischen Stamm, 
erkennen; allein wir können, da die festen Nachrichten fehlen, nur 
darauf hindeuten, wovon weiter unten ein Mehreres. — Die Sue¬ 
ven waren, wie Cäsar berichtet, schon früh zu einem großen Bunde 
vereinigt, dessen Grundzüge durchaus kriegerisch waren. Die Liebe 
der Waffen sollte in allen lebendig erhalten werden, auf daß sie zu 
jeder Unternehmung stets bereit seyn möchten. Daher hatten die 
Einzelnen kein bestimmtes Maaß an Länderei, sondern die Fürsten 
und Vorsteher theilten den Familien jährlich ihr Land zu, wie und 
wo es ihnen gut däuchte; auch durften sie nicht einmal denselben 
Acker zwei Jahre hintereinander bestellen, sondern mußten mit an¬ 
dern tauschen, damit keiner sich an den Boden gewöhnen und den 
festen Wohnplatz liebgewinnen möchte, und die Lust des Krieges 
mit dem Ackerbau vertauschte. Wenn der Einzelne ein weites Ge¬ 
biet erwürbe, so fürchteten sie, möchte der Mächtige den Armen 
verdrängen, sich zierliche Häuser erbauen, und es möchten durch 
Begierde nach Reichthum, Partheiungen und Spaltungen entstehen. 
Außerdem mußten jährlich aus jedem ihrer hundert Gaue tausend. 
Männer in den Krieg ziehen, die übrigen aber, die zu Hause blie¬ 
ben, den Acker für diese mitbestellen. Im folgenden Jahre waren 
umgekehrt die andern unter den Waffen, und jene Zu Hause; so 
daß sowohl der Feldbau als auch die Kunst der Waffen in bestän¬ 
diger Uebung war. 
Sie hielten es für einen Ruhm, wenn an ihren Grenzen das 
Gebiet weit herum wüst lag, zum Zeichen, daß die Nachbar-Völ¬ 
ker ihrer Gewalt nicht hatten widerstehen können. Auch mochte 
es ihnen also sicherer scheinen gegen plötzlichen Ueberfall. 
In diesen, wenn gleich rohen, Grundzügen des fuevischen Bun¬ 
des zeigt sich schon ein großer Gedanke, und beweiset, daß unsere 
Vorfahren zur Zeit von Christi Geburt keineswegs zu den wil¬ 
den Völkern gezählt werden dürfen. Was Lykurg durch seine 
Gesetzgebung bei den Spartanern bewirken wollte, und weshalb auch
	        
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