Full text: Die deutsche Geschichte

610 VII. Zeitr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648 —1829. 
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teilt die pyrenäische Halbinsel lange vertheidigt, dann Schritt 
vor Schritt wieder erobert, bis die großen Entscheidungen in 
Rußland und Deutschland ihn über die Gebirge nach Frankreich 
selbst riefen. 
146. Der Krieg Oestreichs von 1809. 
Wie Preußen im Jahre 1.806 der Stimme der Ehre und dem 
alles Andere überwiegenden Gefühle gefolgt war, daß gegen die 
Schmach des französischen Uebermuths keine Anstrengung zu groß, 
kein Opfer zu schwer, kein Unglück zu schmerzlich sey, so erhob 
sich auch Oestreich durch den gleichen Antrieb im Jahr 1809 zum 
neuen Kriege gegen Frankreich. Es war ihm selbst unmittelbar 
keine Kränkung widerfahren; aber rund umher geschah das Schänd¬ 
liche und das Verderbliche. Das alte Reich der Deutschen war 
verschwunden; im Herzen Deutschlands ein neuer Thron für einen 
Fremdling errichtet; das übrige Deutschland immer enger mit 
dem Erbfeinde verbunden; endlich gar das alte spanische Königs¬ 
haus, wie wenn von nun an kein Recht mehr zwischen den Völ¬ 
kern herrschen sollte, ohne allen Grund vom Throne gestoßen. 
Was konnte jetzt noch als sicher und durch Alter und Geschichte 
begründet angesehen werden? Dazu hatte Napoleon im Sommer 
1808, ehe er selbst nach Spanien ging, eine Zusammenkunft mit 
dem Kaiser Alerander zu Erfurt gehalten und sein Bünd- 
niß mit diesem noch fester geknüpft. Es schien, als wollten 
Frankreich und Rußland sich schon einzig als die Schiedsrichter 
Europa's anseben, und Oestreich, welches Jahrhunderte lang 
Europa's Mittelpunkt gewesen war, für nichts achten. Das 
konnte nicht ruhig geduldet werden; über ein gewisses Maaß hin¬ 
aus ist die Geduld eine Schande. Oestreichs Entschluß zum Krieg 
war ein sehr ehrenwerther, ein durchaus reiner und uneigennützi¬ 
ger; denn es trat allein, nur den eigenen Kräften vertrauend, 
auf den Kampfplatz. 
Uebrigens fühlte Oestreich schon diesesmal sehr wohl, daß 
nicht mehr das stehende Heer Rettung bringen könne; es wollte 
einen Krieg im großen Sinne, einen Volkskrieg; es rief Frei¬ 
willige auf, errichtete Landwehren, redete sehr herzliche begei¬ 
sternde Worte zu seinem Volke und zu allen Deutschen; es stellte 
die edlen Prinzen seines Hauses selbst an die Spitze der Heere, 
und strengte alle Kräfte seiner reichen und schönen Länder in 
solchem Maaße an, wie seine Geschichte noch niemals ein Bei¬ 
spiel gesehen hatte. Wenn Rettung und Befreiung durch ein 
einzelnes Volk kommen konnte, so mußte sie jetzt kommen. 
Aber wie 1806, so war auch 1809 Europa für die Befreiung 
noch nicht reif. Das Feuer der Läuterung sollte erst noch Alle, 
tief und schmerzlich, durchdringen; die gemeinsame Noth sollte 
noch unendlich größer werden, damit sie alle der Eigensucht ent¬ 
sagten, und damit die Weltgeschichte das große, seltene Schau-
	        
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