fullscreen: Erzählungen aus der Deutschen Geschichte

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Brandenburg" hatte erniedrigen sollen. Er hatte im Gegentheil 
fein Heer und Volk mit Ruhm bedeckt und sich den Rang der f ü n f t e_n 
Großmacht Europas, erkämpft. 
44. Friedrichs des Großen fernere Negierung, Privatleben und Tod. 
Nach dem Hubertusburger Frieden war des Königs erste Sorge, die Wunden 
zu heilen, welche der Kampf seinem Lande geschlagen hatte. Er öffnete die 
gefüllten Magazine und vertheilte das darin befindliche Getreide an feine Unter¬ 
thanen zur Nahrung und als Saatkorn zur Bestellung der Felder. Die durch 
den Frieden entbehrlich gewordenen 35,000 Kriegspferde gab er für den Ackerbau 
her. Aus feinen eigenen Ersparnissen baute er die niedergebrannten Ortschaften 
wieder auf, errichtete viele Fabriken und legte zur Beförderung des Handels 
verschiedene Canäle an, unter denen der Bromberger Canal, der die 
Oder mit der Weichsel verbindet, besonders hervorgehoben zu werden verdient. 
Den Landestheilen, welche vom Kriege am meisten mitgenommen waren, erließ 
er auf längere Zeit die Abgaben und schenkte ihnen außerdem zu verschiedenen 
Zeiten in Summa 24 Millionen Thaler. Diese Summen wnrden nicht ans 
dem Staatsschatze, sondern ans den Privatersparnissen des Königs genommen. 
Für sich selbst brauchte er sehr wenig; seine Lebensweise, seine Kleidung waren 
höchst einfach. So half er mit unermüdlicher Fürsorge dem gesunkenen Wohl¬ 
stände seines Landes wieder auf, und es gelang ihm, durch Herbeiziehung von 
Ansiedlern, welche ganze Strecken wüstliegenden Bodens urbar machten, durch 
die Unterstützung der Gewerbthätigkeit und des Handels, durch Verbesserung der 
Gerichtsordnung und der Volksbildung sein Land zu einer Blüthe zu bringen, 
wie es sie vorher nie gekannt hatte. 
Seinen Unterthanen war Friedrich ein gütiger, leutseliger Herr. Auch 
dem Geringsten seines Volkes bewies er sich freundlich. Jeder feiner Unter¬ 
thanen hatte die Erlaubniß, sich an ihn selbst wenden zu dürfen. Daher fehlte 
es nicht an Schreiben, die täglich an ihn einliefen. Wohlgeordnet mußten 
diese, sowie die Schreiben seiner Behörden auf feinen Arbeitstisch gelegt werden, 
damit er sie gleich am frühen Morgen fände. Schon um 4 Uhr des Morgens 
stand er auf und begann zu arbeiten. Auf alle Schreiben und Bittschriften, 
die er vorfand, antwortete er gleich. An den Rand derselben notirte er kurz 
den Bescheid. Hiermit brachte er täglich die Morgenstunden hin. Schlag 
12 Uhr ging er zur Tafel und ließ zu derselben gewöhnlich die wenigen Freunde, 
die ihm aus der schönen Zeit seiner Jugend geblieben waren und die alten 
wackeren Kriegsgefährten, Ziethen, Fouqus u. A., einladen und liebte es, sich 
lebhaft mit ihnen zu unterhalten. Einst war Ziethen an der königlichen Tafel 
-eingeschlummert, und die neben ihm Sitzenden wollten ihn wecken. „Laßt ihn 
schlafen," sagte der König, „er hat oft genug für uns gewacht." Nach Tische 
blieS Friedrich zu feiner Erholung gewöhnlich die Flöte, unterzeichnete alsdann 
die bis dahin abgefaßten Briefe und ging spazieren. Die Stunden von 4 bis 
6 Uhr widmete er gewöhnlich feinen wissenschaftlichen Beschäftigungen. Abends
	        
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