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keine Tapferkeit, 15000 Römer mit ihrem Consul blieben auf dem Platze
und 10000 wurden gefangen. Als die erste Nachricht von dieser neuen Nie«
derlage nach Rom kain, lief das Volk auf dem Marktplatze zusammen, wo es
von dem Prätor Pomptius zur Ruhe gemahnt wurde; doch verhehlte er das
Unglück nicht, sondern sagte geradezu; wir sind in einer großen Schlacht besiegt
worden. Der Senat behielt feine Fassung und berieth, was zum Heile des
Vaterlandes geschehen mußte, und er ernannte einen erfahrenen und sehr vor¬
sichtigen Kriegsmann, den O. Fabius Marimus, zum Dictator. Dieser ver¬
mied jede Feldschlacht, weil er Hannibals Ueberlegenheit kannte; er folgte ihm
aber immer auf dem Fuße nach, hinderte ihn an der Eroberung der Städte,
bestärkte die Bundesgenossen in ihrer Treue, und wenn kleinere Abtheilungen
der Feinde sich weit hinauswaglen, so waren sie verloren. So hemmte er den
Siegeslauf des Feindes und die Römer gewannen wieder Vertrauen auf sich
selbst. Nun boten sie alle Kraft auf, um den kühnen Feind durch Uebermacht
zu vernichten und stellten ein He r von 86000 Mann ins Feld. Die beiden
Consuln bekamen den Verwüster Italiens zu Gesichte, als er eben die kleine
Festung Cannä, wo die Römer Magazine hatten, plündern ließ. Auf den
Feldern von Cannä, am Bache Aufidus, den 2. August 216, wagte der
Consul Terentius Varro, der an diesem Tage befehligte, gegen den Rath seines
Kollegen Paullus Aemilius, die Schlacht. Hannibal hatte sein Heer so gestellt,
daß der Staub, welchen der Wind auf den ausgedorrten Feldern aufwirbelte,
den Römern in das Gesicht getrieben wurde. Mehr noch aber that seine Kriegs¬
kunst zum Verderben der Römer. Obwohl sie die Stärkeren waren, wurden
sie doch auf beiden Seiten überflügelt, als sie Hannibals fliehenden Galliern
unvorsichtig gegen den Mittelpunkt der feindlichen Stellung nachdrangen; von
beiden Seiten zusammengepreßt, konnten sie ihre Schaaren nicht mehr entfalten
und wurden niedergemetzelt. Es blieben 45000 auf dem Platze, darunter der
Consul Aemilius Paullus, 80 Senatoren, 30 gewesene Consuln, Prätoren
und Aedilen und einige tausend Ritter.
Und doch verzagte der Senat auch nach dieser entsetzlichen Niederlage nicht;
die Friedensboten des Hannibal wurden gar nicht in die Stadt gelassen, die
Gefangenen nicht losgekäuft, der Rest des geschlagenen Heeres nach Spanien
geschickt, starke Sklaven eingereiht, und, um den Schicksalsgöttern ein Opfer
zu bringen, ein gallisches und griechisches Menschenpaar lebendig begraben -1
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