Full text: Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen

ausgeziert; sie und das Schiff enden in dem Chore, wo der Hochaltar steht, 
der immer gegen Sonnenaufgang gerichtet ist. Hier haben Baumeister, 
Maler und Bildhauer ihre ganze Kunst ausgeboten; denn im Chore wurde 
der feierliche Gottesdienst gehalten, und ihn betraten in der Regel nur die 
Priester. Die Fenster, durch welche das Licht eindringt, wurden gemalt; 
die Bilder der heiligen Geschichte, auch Begebenheiten, welche die Kirche 
selbst betrafen, wurden mit großer Kunst in den Scheiben dargestellt, und es 
strahlt eine wunderbare Farbenpracht in die Räume der Kirche, wenn die 
Fenster von der Sonne beschienen werden. Die Orgel, welche mit ihrem 
majestätischen Tone das Innere füllt, das Geläute der großen Glocken, 
welche von der Hohe des Thurmes im wogenden Schalle in weite Fernen 
tönen, vollenden würdig das hehre Ganze. Deutsche Meister haben diese 
Baukunst erfunden und vervollkommnet und in andere Länder verpflanzt, wo 
wie z. B. in Frankreich herrliche Dame stehen ; selbst den berühmten Dom 
von Mailand hat ein Deutscher entworfen, den die Italiener Henrieo da Ga- 
mundia (Heinrich Arler von Gmünd, in Schwaben) nennen. 
Die Wissenschaft. 
Der Drang zu forschen und zu wissen, welcher dem Menschen angeboren ist, 
regt sich am lebendigsten und schafft am meisten, wenn große Thaten geschehen, 
und das war doch gewiß der Fall, als die Kaiser die Weltherrschaft erringen 
wollten, als die christlichen Krieger den Islam in seinem Mutterlande be¬ 
kämpften und die lombardischen Städte mit unerschütterlicher Standhaftigkeit 
ihre Mauern vertheidigten. Gregor vu. hatte durch seinen Kampf gegen die 
Simonie den Kastengeist niedergeworfen, welcher die Sitze des Bischofs und 
Abts zur erblichen Sineküre des Adels zu machen drohte; jetzt stiegen begabte 
Männer ans dem niedersten Stande zu den höchsten Kirchenwürden empor, 
und solche Männer waren es hauptsächlich, welche durch Wort und That der 
Wissenschaft aushalfen, und bald wurde es von den Fürsten als eine Ehren¬ 
sache angesehen eine wissenschaftliche Anstalt zu gründen uitd durch deren Namen 
den eigenen zu verewigen. Solche Anstalten sind die llniversttäten, eine deur 
Mittelalter ganz eigenthümliche Schöpfung. Um berühmte Lehrer sannnelten
	        
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