Full text: Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen

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Die Jesuiten 
Im Jahr 1401, acht Jahre nach Luther, sechs Jahre vor Melanchthon 
wurde Ignaz Loyola geboren, der Sohn eines spanischen Edelmanns. Ignaz 
that zuerst mit Auszeichnung Kriegsdienste, wurde aber bei der Verteidigung 
von Pampeluna schwer verwundet. Während ihn sein Leiden ans Krankenbett 
fesselte, las er viel im Leben Jesu und der Heiligen und wurde dadurch so be¬ 
geistert, daß er Panzer und Degen weglegte und sein Leben ausschließlich dem 
Dienste der Kirche zu widmen beschloß. Nachdem er durch eine Wallfahrt nach 
Jerusalem sich für seinen erwählten Beruf vorbereitet hatte, widmete er sich den 
Wissenschaften und schämte sich nicht, obwohl er bald 40 Jahre alt war, unter 
Jünglingen als Schüler Platz zu nehmen. Anfangs wurde er verlacht, aber 
sein ernstes Wesen, sein außerordentlich enthaltsames Leben, sein religiöses Feuer 
erwarb ihm bald allgemeine Achtung und unter den talentvollsten Jünglingen 
begeisterte Freunde. Mit diesen entwarf er den Plan zur Gründung eines Or¬ 
dens , dessen Hauptaufgabe die Bekämpfung der Irrlehren sein sollte. Papst 
Paul III. bestätigte 1540 den Orden, der damals erst 10 Mitglieder zählte, 
aber 1556, dem Todesjahre des Stifters, waren es bereits tausend. Ihre 
vollendete Organisation erhielt „die Gesellschaft Jesu" oder der Jesuiten-Orden 
durch den Aquaviva, einen von den jüngern Freunden des Ignatius. Die ganze 
Gesellschaft glich einem wohlgeordneten Heeres ihr „General" hatte seinen Sitz 
in Rom; an ihn berichteten die Oberen der Provinzen und einzelnen Collegien 
alle Vorgänge, die den Orden betrafen, über die Mitglieder des Ordens u.s.w., 
so daß kein Monarch auf der Erde so genau über den Zustand seines Reiches 
unterrichtet war. Unbedingter Gehorsam gegen die Oberen war Grundgesetz der 
Gesellschaft. Das vorgesteckte Ziel „Bekämpfung der Irrlehren" wollten sie 
erreichen als Prediger, Beichtväter, Missionäre und Jugendbildner. Zu diesem 
Behufs wurden die Mitglieder mit der größten Vorsicht und nur nach strenger 
Prüfung ausgewählt und jedem sein Posten angewiesen, der seiner Fähigkeit 
und Geistesrichtung angemessen war. Ausgezeichnetes haben die Jesuiten als 
Missionäre geleistet; durch sie wurde das Christenthum in Ostindien, China 
und Japan mit erstaunlichem Erfolge verbreitet; in diesen beiden Reichen sind 
aber jetzt nur mehr einzelne Trümmer der von den Jesuiten gestifteten Gemeinden
	        
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