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bürgerliche Rechte, namentlich Vertretung int Reichsparlamente. Im Jahre'
1832 ging die wichtige Reformbill durchs viele kleine Flecken verloren das
Recht, ein Mitglied in das Parlament zu wählen, weil sie in der Regel einen
nachgebornen Sohn eines Hauses von hohem Adel wählten, wodurch das
Unterhaus zum Theil eine Adelskammer wurde, wie es das Oberhaus verfas¬
sungsmäßig ist. •— Einen stannenswerthen Erfolg hatten die brittischen Waffen
in den andern Erdtheilen. In Ostindien besiegte Wellesley, Bruder des Her¬
zogs von Wellington, die kriegerischen Mahratten, Nepalesen und Gorkas
(1803—1818), Campbell 1825 die Birmanen, Napier 1843 die Belud-
schen; dadurch sind die Besitzungen der englisch-ostindischen Compagnie zu
einem Reiche von etwa 70,000 (^Meilen mit 130 Millionen Einwohnern
angewachsen. Im Jahre 1841 besiegten 10,000 Engländer den Kaiser von
China und öffneten das bisher fast verschlossene Reichs dadurch ist dem engli¬
schen Handel und Gewerbssteiße, sowie der europäisch-christlichen Cultur ein
unermeßliches Feld gewonnen. Den 5ten Erdtheil, Australien, haben sich die
Engländer fast ganz zugeeignet, und ihre Kolonieen in Australien, Vandie-
mensland und Neuseeland blühen frisch und kräftig auf; schon kommt austra¬
lische Wolle in solcher Masse nach Europa, daß sie der deutschen Wolle einen
großen Theil ihres Marktes entrissen hat. Die Engländer haben demnach ganz.
recht, wenn sie England nicht als ein europäisches Land, sondern als einen
Welttheil betrachten. Doch bleibt Irland für den brittischen Riesen die Ferse
des Achilleus, denn die geraubten Ländereien und Kirchengüter können nicht
mehr zurückgegeben werden, selbst wenn die Regierung wollte; so sind 3 Mil¬
lionen irische Katholiken verdammt zu ewiger, grenzenloser Armuth und die
Engländer sie niederzuhalten und zu hüten. Das mag gelingen, so lange kein
auswärtiger Feind die Irländer unterstützt, aber schon 1798 hat nur ein
Windstoß die Landung von 20,000 Franzosen gehindert.
Frankreich.
In Frankreich regierte Ludwig XVIII. bis zum 16. Sept. 1824; ihm
folgte auf dem Throne der ehemalige Graf von Artois als Karl X., dessen
Sohn, der Herzog von Berry, der Stammhalter der Bourbonen, 1820 durch
einen Fanatiker, Louvet, ermordet worden war. Der Moitarch gerieth bald der