Die babylonisch-assyrische Kunst. Die ägyptische Kunst.
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ferner Thronen, Schützen mit Skorpion, Schlangengottheit usw. Der Stein ist jetzt im
Britischen Museum. Das andere Relief stammt von einer Inschrifttafel aus Abu-Habbah,
der alten Sonnenstadt Sippar in Babylonien. Es stellt die Verehrung des Sonnen¬
gottes Samas dar, der Ning und Stab in der Hand hält. Bor dem Sonnenrad
stehen Priester und fromme Gläubigen. Das Relief stammt, wie die beigefügte
Inschrift besagt, aus der Zeit von etwa 870 und ist eine Kopie einer Tafel aus
der Zeit um 1000 v. Chr. Auch dieses Monument ist jetzt im Britischen Museum.
Werke der Rundplastik sind verhältnismäßig selten gefunden. Charakteristisch
für die menschlichen Gestalten ist der lange Rock und das stilisierte Haar. In alt¬
babylonischer Zeit bezeichnen den Höhepunkt der Plastik die beiden Gewand-
statuen des altsumerischen Königs Gudea (jetzt im Louvre). Die Statuen sind
kopflos gefunden. Der Künstler zeigt scharfe Beobachtungsgabe und ausgebildete
Technik. Interessant sind aus späterer Zeit die Statuen des assyrischen Königs
Assurnassirpal (um 870) und die Nebostatue, errichtet vom Könige Hadad-
niräri IV. (um 800). — Die Assyrier pflegten ihre Skulpturen zu bemalen.
Auch sind Wandgemälde auf Stuck gefunden, die aber nach ihrer Ausgrabung
dem Einfluß der Luft nicht standhielten. Im allgemeinen stand die Malerei im
Dienste der Architektur und benutzte, da die Weberei und Stickerei hoch entwickelt
war, wie die Gewänder der Statuen zeigen, vor allem textile Motive. — Die assy¬
rische Kleinkunst zeigt in den Waffen, Schmucksachen, Stempeln, Geräten von Eisen,
Bronze, Gold, Silber, Töpferwaren, wenn wir von der ganz frühen Zeit absehen,
eine hohe Stufe der Entwicklung. Der Stil paßt sich der Plastik und der dekora¬
tiven Ausschmückungskunst an.
II. Die ägyptische Kunst.
§ 2. Die ägyptische Kunst, die vollständig nationalen Charakter trägt, gliedert
sich in ihrer Entwicklung nach den Perioden der politischen Geschichte. In der
Zeit des alten Reiches (3500 — 2000 v. Chr.) sind als älteste Denkmäler der
Baukunst die Pyramiden von Gizeh in der Gegend von Memphis zu nennen
und zwar die von Lhufu, (Ehefre und Menkaurs erbauten großen Pyramiden (S. 4)
und kleinere. Es sind Königsgräber. Der auf quadratischer Grundfläche errichtete
Bau bestand aus Luft- ober Backsteinen und war außen mit Quadern umkleidet.
Die vier Seitenflächen stießen oben in einer Spitze zusammen. Außerdem ist der
Sphinx (S. 4) in der Nähe der Pyramiden zu erwählten, eine aus dem Felsen ge¬
hauene Gestalt mit Löwenleib und Menschenkopf (andere Sphinxen haben einen Widder-
Kopf). Endlich gehören dieser Periode die Mästaba an, Gräber oder Mausoleen
der Vornehmen. Sie haben schwach geneigte Wände, zuweilen durch Vorkragungen
gebildete Gewölbe ober durch Steinbalken gestützte Decken. Die Innenwände waren
reich geschmückt mit Darstellungen unb Hieroglyphen. Die bemalten Reliefs stnb
nicht erhaben sonbern vertieft. - Die aus ältester Zeit stammenben Skulpturen
(z. 33. bie Statue bes (Ehefre) zeigen, baß ben Künstlern schon eine gewisse Fähig¬
keit zur Beobachtung unb zur Darstellung ber Inbivibualität eigen ist.
3n ber Periobe bes mittleren Reiches, als Theben Hauptstabt war, unb
in ber Zeit ber Hyksos stnb bie Hauptbenkmäler: bie Felsengräber von Beni
Hassan, bie Trümmer bes Labyrinths (süböstlich von Kairo), bie Obelisken
von Heliopolis unb bie Skulpturen bei Tanis, ber Hauptstabt ber Hyksos. —
3n bieser Periobe finbert wir außer ben mehrseitigen Steinpfeilern (z. B. in einem
(Brabe von Beni Hassan) schon bie eigentliche Säule angewanbt, bie sich nach oben
verjüngt unb wegen ihrer flüchtigen Ähnlichkeit mit ber borischen protoborische
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