Full text: Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen

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Götterfeste, welchen nur die Eingeweihten beiwohnen durften. ES kamen va 
. viele Cereinonien vor, Prozessionen, Gesänge und Gebete; die Feier scheine 
viel ernster gewesen zu sein, als bei andern Festen. Was da gelehrt worden ist, 
können wir nicht mehr mit Bestimnitheit Nachweisen, nur aus dunkeln Andeu¬ 
tungen geht hervor, daß über die Entstehung der Dinge, die Abkunst der 
Götter, die Unsterblichkeit der Menschenseele, über Gericht, Belohnung und 
Strafe im Jenseits ein uralter Glaube, welchen Priesterfamilien aufbewahrten, 
mitgetheilt wurde. Die Sprache der Mysterien war dunkel, selbst unverständ¬ 
lich, wie einige auf uns gekommene Formeln beweisen und alles deutet daraus 
hin, daß sie Ueberreste der pelargischcn Bevölkerung waren, welche anfangs 
von den Hellenen geheim gehalten wurden, bis diese selbst nach und nach die 
Einweihung verlangten, und es waren in der Regel vornehme und gebildete 
Männer, welche dies thaten. 
Einen eigentlichen Priesterstand, wie Jluidns und Egypter, der in, 
Besitze der göttlichen und menschlichen Wissenschaft gewesen wäre, der heilige 
Bücher aufbewahrt und die Glaubenslehren inne gehabt und bewahrt hätte, 
gab es in Griechenland eigentlich nicht, außer in einzelnen Spuren, wie in 
Dodona, Delphi, Eleusis und Samvthrace: denn jeder Grieche konnte opfern 
und Feste der Götter feiern. 
Die Sänger, Dichter, Geschichtschreiber, Philosophen. 
In Griechenland waren es die Sänger, welche hauptsächlich die Götter 
priesen, sie verherrlichten und deren Thaten erzählten. Solche Lieder wurden 
Gemeingut der Nation, wie z. B. die, welche dem Homer zugeschrieben werden, 
wie die, welche der noch ältere Orpheus gedichtet haben soll. Diese Sänger, 
nur an die Ueberlieferung gewiesen und durch keine Pricsterschaft und keine 
Glaubenslehre gebunden, machten die Religion der Griechen zu einer poetischen; 
ihre Bilder sind alle sinnvoll, aber wechselnd und bunt, wie sie die Phantasie 
des Dichters gestalten mochte, an welchen nur ein kindliches Volk mit Glauben 
und Freude hängen konnte, wie das Kind am Mährchen. Die Sänger besan¬ 
gen aber auch die Thaten der Göttersöhne und Helden, und es ist oben bereits 
gesagt worden, wie namentlich Homer durch seine herrlichen Gesänge auf die 
ganze Ausbildung der griechischen Nation eingewirkt habe. Bald folgte dem 
Sänger der Götter der Denker nach, der freien Geistes „an seine Brust griff"
	        
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