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Fünfter Zeitraum.
Fünfter Zeitraum.
Mittlere Geschichte.
Von O d o ü c e r bis auf Karl den Großen, von 476 b i s 768,
eine Zeit von 292 Jahre n.
Odoacer und der gleichzeitigen Staaten Gestaltung.
Rcmer's Handb. der Mittlern Gesch. 3. Aust. Brcmnschw. 1798. Rühs Hnndb.
der Gesch. d. Mitlelulters. Rcrl. 1816. Pr. 4 Thlr. Rehms Hnndb. d. Gesch. L. Mit¬
telalters 2 2 h. Marburg 1821. Pr. 5 Thlr. 20 Gr. Herrmanns Elementarbuch d. inittl.
Gesch. nebst 3 Karten, Leipzig 1822 Pr. 1 Thlr. 8 Gr.
Der Untergang großer Staaten und großer Männer hat et¬
was Ergreifendes und Ernstes. Auch bei dem Falle des römischen
Landerkolofses drangen sich ernste Betrachtungen auf. Von einem
unbedeutend kleinen Anfänge erhob er sich zu einer schwindelnden
Höhe durch die Kraft und Einheit einer muthigen Schaar.
Er wuchs, so lange Patriotismus, Sitteneinfalt und Seelengröße
das innere Leben bewegten; er sank als Eigennutz, Ueppigkeit,
überschwenglicher Reichthum neben bitterer Dürftigkeit die Bande der
Sittlichkeit lösten. Eine waltende Gerechtigkeit ist ferner aus Roms
Schicksalen ersichtlich. Mit Hohn traten die römischen Sieger die
Völker in dem Staub, straflos übten sie jeden Frevel an den Ueber-
wundenen. Doch die Verletzung der heiligen Menschenrechte ist
ein Verrath, für welchen, sie spater, desto unerbittlicher die Rache
folgt. Eine symmetrische Einheit der Verwaltung frommt der gei¬
stigen, selbstthatigen Entwickelung der Völker nicht. Rom aber
zwang den unterjochten Nationen seine Gesetze, Sprache und Sit¬
ten auf und ertödtete dadurch den eigentlichen Lebensfunken. Das
sinnlose Heidenthum endlich hatte in den Bewohnern der Haupt¬
stadt der Welt und Italiens eine freche Verruchtheit, eine Ver¬
spottung aller göttlichen und menschlichen Rechte genährt und be¬
fördert, so daß die schauderhaftesten Frevel und Greuel fast täglich
ohne Verwunderung und Aufsehen begangen wurden. In den
zwar rohen, aber unverdorbenen Gemüthern der nordischen Bar¬
baren. schlug die sanfte Cyristuslehre tiefe Wurzeln; die Völker,
welche das römische Reich zertrümmerten, waren fast alle Christen
und brachten den entnervten Geschlechtern des Südens eine die
Tiefe des Herzens ergreifende, die Vernunft befriedigende, die trost¬
reichsten Hoffnungen für die Zukunft gewährende Religion zu, wo¬
durch die in Schlaffheit und Stumpfsinn dahinwelkenden Seelen
neue Spannung und Schwungkraft erhielten. Die göttliche Ge-