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Siebenter Zeitraum.
§- 48.
Pyrenäische Halbinsel.
Einheit des Willens und der Kraft hatte den Arabern die
pyrenäische Halbinsel schnellen Laufes überliefert; aber innere Par-
theiungen schwächten allmählig ihre Macht wieder und wurden der
Grund ihrer stufenweisen Auflösung. Neben dem anfangs weit
herrschenden Cordova erhoben sich während des 11. Jahrhunderts
in Valencia, Toledo, Saragossa kleine Könige; fast jede Stadt
wollte unabhängig seyn und so kränkelte unter dieser Vielherrschaft
der Mauren bisherige Blüte. Dagegen traten Leon, Castilien,
Navarra und Aragonien, von Seiten der christlichen Regen¬
ten, kräftig hervor, wurden stark durch Vereinigung, denn Ferdi¬
nand I., der Sohn Sancho's, Königs von Navarra, welcher
Leon erworben, verband genanntes Reich mit Castilien. Wie in
ios" Palästina kämpfte man von nun an auch in Spanien gegen die
Ungläubigen zur Ehre des Kreuzes; auch hier fanden sich Kreuz-
-fahcer ein und es bildeten sich gleichfalls drei Orden, nach dem
Muster der im heiligen Lande. Den Orden von Calatrava
stifteten zwei Cisterciensermönche, 1157, da sie mit ihren Kloster¬
brüdern die Stadt Calatrava rüstig gegen die Mauren vertheidigt
hatten. Der Orden von St. Jago, 1175, sollte die Pilgrime
beschützen; den Rittern war die Ehe nicht verboten; die drei¬
zehn Tapfersten (los Trezes) machten den Rath des Großmei¬
sters aus. Hierzu kam noch 1219 der Orden von Alcántara,
nach einer Einsiedelei des heiligen Julian benannt. Aragonien
verschmolz mit Catalonien, damals die Grafschaft Barcelona ge-
1033 nannt, indem sich der Graf Raymund V. von Barcelona mit
Petronella, der Erbin Aragoniens, vermählte. Alphons VI., Kö¬
nig von Castilien und Leon, noch unternehmender als sein Vater
ross Ferdinand I., eroberte Toledo, worauf Mahomed Ben Abad, der
maurische König von Sevilla und Cordova, den Erbauer und Be¬
herrscher von Marocco, Jussuf Ben Thassin, zu Hülfe rief. Er
loso kam, bemächtigte sich aber selbst des beschützten Reichs und ließ
Mahomed im Kerker sterben. Die Dynastie derOmmiaden
ging mit ihm unter, und die der Morabethen ward hierdurch
nach Spanien verpsianzt, der sinkenden Macht der Mauren eine
neue Stütze, denn durch Herrscher, denen aus Africa innner neue
Hülfe zufloß, wurden die bisherigen Fortschritte der christlichen
Fürsten bedeutend gehemmt. Das Leben und die Thaten des
Cid, oder des heldenkühnen Don Rodrigo Diaz Grafen von
Vivar (ch 1090) fallen in diese Zeit. Durch Zerstückelung der
Reiche unter mehrere Söhne schwächten die christlichen Könige ihre
beginnende Macht oft selbst, auch fehlte es nicht an Kriegen un¬
ter ihnen, was der Mauren schon erschütterte Herrschaft verlängerte
und begünstigte. Sie schien sogar das Uebergewicht zu gewinnen,