Südliche Reiche.
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ec erblickte aber seine Residenz niemals, denn bei seiner Uebcrfahrt
siel er dem Fürsten von Corfu und Epirus, Thesdorus Angelus,
in die Hände, der ihn in Ketten warf und im Kerker verschmach- 1217
len ließ. Dessen Sohn Robert von Courtenay entschloß 1221
sich den freudenlosen Sceptec anzunehmen. Er ward das Bild
verspotteter Hoheit, erlitt Schimpf und Schmach von den Vasal¬
len, bettelte vergebens um Hülfe an den abendländischen Höfen
und bei dem Papste Gregor IX., und starb in Achaja auf seiner ms
Rückreise nach seinem jammervollen Reiche. Die Wahl siel auf 1233
den 80jährigen Titular- König von Jerusalem, Johann von
Brienne, der die Truppen des Papstes befehligte. Erfocht
nicht unrühmlich gegen die Bulgaren und die Griechen von Nicäa,
entsagte aber der Welt und ging, nach einer vierjährigen Regie¬
rung, ins Kloster. Balduin II. leerte den Kelch der Leiden in 1237
einer 34jährigen Regierung bis auf den Grund. Es blieb ihm
zuletzt von seinem Reiche nur die Hauptstadt Constantinopel übrig,
welche Michael P a l a o l o g u s, der sich in Nicäa zum Regen¬
ten erhoben hatte, ohne Mühe eroberte, dem lateinischen irar
Reiche ein Ende machte, und das Haus der Pal aologen
auf den neu errichteten griechischen Kaiserthron verpflanzte.
Balduin II. starb in der Dürftigkeit in Italien.
Das Chalifat, durch Zwietracht und Weichlichkeit in sei- -
nen Grundfesten bereits untergraben, und von den Obersten der
Leibwache der leldschukkischen Türken unterjocht, zerfiel bei den An¬
griffen der Mongolen, welche Dschingis - Chans Geist vereint
und angeflammt hatte. Mostasem Billah, der 5bste Chalif,
sah, wie das ehrwürdige Bagdad dem Mongolenführer Holagu
zur Beute ward und die Greuel einer siebentägigen Plünderung u4a
erfuhr; er selbst starb dann eines qualvollen Todes. Auch hier
zertraten diese siegenden Barbaren jeden Keim geistiger Bildung,
welche nie wieder sproßte, denn die Türken, gleichfalls unbildsame
Barbaren, wurden nachmals Herren dieser von der Natur so
reichlich ausgestatteten Lande Asiens.
Jtalien gestaltete sich in seinem Süden ganz anders, als
in seinen nördlichen Distrikten. Unteritalien erhielt eine
monarchische Verfassung, wahrend in Oberitalien Freistaaten
und freie Städte neben einander standen, im Mittelpunkte aber
die Päpste ihren geistlich-weltlichen Scepter führten. Normanni¬
sche Abentheurer oder Söldner, welche dem griechischen Herzoge
Sergius wider Pandorf, den Fürsten von Capua, beistanden,
waren gewissermaßen die ersten Stifter des Königreichs beider
Sicilien, denn zur Belohnung ihrer Tapferkeit erhielten sie von
Sergius einen Strich Landes an der Küste, nordwärts von Nea¬
pel, wo sie Aversa eroaueten, in welchem Rainulf als erster
normannischer Graf residirte. In immer zahlreichem Schwärmen 1029
kamen fortan die Normannen nach Unteritalien, mit. ihnen die
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