Full text: Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien

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Achter Zeitraum. 
Doch übet gefiel dieses dem Könige von Neapel, Karl II., aus 
dem Hause Anjou. Er rief zu den Waffen, allein das Glück 
neigte sich auf die Seite des Kaisers. Schon meinte man, Karl 
werde nächstens nach seinem Frankreich zurück flüchten müssen, - 
«Ms da starb Heinrich Vit. plötzlich; nach den Berichten der italienischen 
Geschichtsschreiber an einer gewöhnlichen Krankheit, nach denen der 
Deutschen an Gift, das ihm ein Dominicanermönch, Bernhard 
von Monte Pulciano, beim Abendmahle im Spülkelche gereicht. 
Eine doppelte Kaiserwahl brachte abermals Zwietracht über Deutsch¬ 
land, denn 
Ludwig von Baiern und Frie drich von Oestceich 
i2i4 wurden von zwei Parteien zugleich gewählt. Die schwäbischen 
Städte und im Elsaß hingen vornamlich jenem, die Ritterschaft 
^ ^ diesem an. Den erlittenen Schimpf des Hauses Oestreich zu rä¬ 
chen gedachte Friedrichs Bruder, der Herzog Leopold von Oest¬ 
reich, die Schweizer wieder zu unterwerfen, erfuhr aber durch die Rie¬ 
de U«. beciiige bei Morgarten, daß auch eine kleine Schaar, ent- 
2""- schlossen, alles gegen alles einzusetzen, unüberwindlich ist. 
Eine Hauptschlacht, bei Mühldorf, in Baiern, sollte zwi- 
d-"2?. sthen Ludwig und Friedrich entscheiden. Durch die Erfah- 
rung des tapfer» Feldhauptmanns Seyfried Schweppermann, aus 
Nürnberg, trug Ludwig einen vollständigen Sieg davon und be¬ 
kam seinen Gegner gefangen. Nach fast dreijähriger Gefangen¬ 
schaft enssagte Friedrich seinen Ansprüchen an die Kaiserkrone, ver¬ 
pflichtete sich auch, Ludwigs Anerkennung bei den übrigen deutschen 
Fürsten zu bewirken, und ward unter dieser Bedingung entlassen. 
Als er sich aber überzeugte, daß er den letzten Punkt seines Ver¬ 
sprechens nicht werde erfüllen können, kehrte er, ein ächter deutscher 
Mann' von Wort und Treue, freiwillig in die Gefangenschaft zu¬ 
rück. Ludwig nahm ihn zu seinem Mitregenten an, doch die er- 
1230 duldeten Leiden brachten ihn bald inö Grab. Auch Ludwigs Re¬ 
gierung war nicht glücklich. Es mangelte ihm jene innere Stc- 
tigkeit und Klarheit, welche den Ereignissen der Zeit gebieten oder, 
bis sie verronnen, ruhige Haltung entgegen setzen. Schwankend 
wendete sich der deutsche Kaiser bald an England, Frankreich, bald 
an den Papst Johann XXII., welcher dennoch das Interdikt über 
¡33i Deutschland aussprach. Dreß veranlagte die deutschen Churfürsten, 
mit Ausnahme von Böhmen, ein Bündniß, zu Reuse, am Rhein, 
z .zz zu schließen, genannt der erste Churverei n, wornach die Wahl 
eines römischen Königs und Kaisers auch ohne des Papstes 
Zustimmung gültig seyn sollte. Ludwig benutzte geschickt Fami- 
lienverbindungen zur Vergrößerung seiner Lande odw zur Befesti¬ 
gung seines Hauses. Durch seine Gemahlin erwarb er Ansprüche 
auf Hennegau, Holland, Seeland und Flandern; der askanische 
Mannsstamm erlosch in der Mark Brandenburg und Ludwig be¬ 
lehnte seinen ältesten Sohn, Ludwig, mit ber-eiben und brachte
	        
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