262
Achter Zeitraum.
Doch übet gefiel dieses dem Könige von Neapel, Karl II., aus
dem Hause Anjou. Er rief zu den Waffen, allein das Glück
neigte sich auf die Seite des Kaisers. Schon meinte man, Karl
werde nächstens nach seinem Frankreich zurück flüchten müssen, -
«Ms da starb Heinrich Vit. plötzlich; nach den Berichten der italienischen
Geschichtsschreiber an einer gewöhnlichen Krankheit, nach denen der
Deutschen an Gift, das ihm ein Dominicanermönch, Bernhard
von Monte Pulciano, beim Abendmahle im Spülkelche gereicht.
Eine doppelte Kaiserwahl brachte abermals Zwietracht über Deutsch¬
land, denn
Ludwig von Baiern und Frie drich von Oestceich
i2i4 wurden von zwei Parteien zugleich gewählt. Die schwäbischen
Städte und im Elsaß hingen vornamlich jenem, die Ritterschaft
^ ^ diesem an. Den erlittenen Schimpf des Hauses Oestreich zu rä¬
chen gedachte Friedrichs Bruder, der Herzog Leopold von Oest¬
reich, die Schweizer wieder zu unterwerfen, erfuhr aber durch die Rie¬
de U«. beciiige bei Morgarten, daß auch eine kleine Schaar, ent-
2""- schlossen, alles gegen alles einzusetzen, unüberwindlich ist.
Eine Hauptschlacht, bei Mühldorf, in Baiern, sollte zwi-
d-"2?. sthen Ludwig und Friedrich entscheiden. Durch die Erfah-
rung des tapfer» Feldhauptmanns Seyfried Schweppermann, aus
Nürnberg, trug Ludwig einen vollständigen Sieg davon und be¬
kam seinen Gegner gefangen. Nach fast dreijähriger Gefangen¬
schaft enssagte Friedrich seinen Ansprüchen an die Kaiserkrone, ver¬
pflichtete sich auch, Ludwigs Anerkennung bei den übrigen deutschen
Fürsten zu bewirken, und ward unter dieser Bedingung entlassen.
Als er sich aber überzeugte, daß er den letzten Punkt seines Ver¬
sprechens nicht werde erfüllen können, kehrte er, ein ächter deutscher
Mann' von Wort und Treue, freiwillig in die Gefangenschaft zu¬
rück. Ludwig nahm ihn zu seinem Mitregenten an, doch die er-
1230 duldeten Leiden brachten ihn bald inö Grab. Auch Ludwigs Re¬
gierung war nicht glücklich. Es mangelte ihm jene innere Stc-
tigkeit und Klarheit, welche den Ereignissen der Zeit gebieten oder,
bis sie verronnen, ruhige Haltung entgegen setzen. Schwankend
wendete sich der deutsche Kaiser bald an England, Frankreich, bald
an den Papst Johann XXII., welcher dennoch das Interdikt über
¡33i Deutschland aussprach. Dreß veranlagte die deutschen Churfürsten,
mit Ausnahme von Böhmen, ein Bündniß, zu Reuse, am Rhein,
z .zz zu schließen, genannt der erste Churverei n, wornach die Wahl
eines römischen Königs und Kaisers auch ohne des Papstes
Zustimmung gültig seyn sollte. Ludwig benutzte geschickt Fami-
lienverbindungen zur Vergrößerung seiner Lande odw zur Befesti¬
gung seines Hauses. Durch seine Gemahlin erwarb er Ansprüche
auf Hennegau, Holland, Seeland und Flandern; der askanische
Mannsstamm erlosch in der Mark Brandenburg und Ludwig be¬
lehnte seinen ältesten Sohn, Ludwig, mit ber-eiben und brachte