Full text: Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien

Deutsche Kaiser au5 dem Hause Oestreich. 267 
gab er, statt des bisher üblichen herz oglichen den erzherzog¬ 
lichen Titel, 1453. Ec wählte in den letzten Jahren seiner 
Regierung seinen Sohn Maximilian zum Milregenten und ^ 
entzog sich den Geschäften ganz. Deutschland allein war stehen 
geblieben, während alle übrige Staaten in dieser bewegten Zeit fort- 
schrittcn; in Italien erlosch des Kaisers Ansehen völlig, den Besitz 
von Burgund und den Niederlanden verdankte man glücklichen 
Umständen. Friedrich II!. starb an der Ruhr in seinem 78. Ws 
Jahre, die ihn befiel, nachdem er nach einem Fasttage auf einmal 
acht Melonen gegessen und Wasser darauf getrunken hatte. 
Maximilian I. trat die Regierung in der vollen Kraft 
des Mannesalters, im 34. Jahre, an. Das scheidende Nitterthum '(i.Q 
und der erwachende Geist der Wissenschaft schienen sich in ihm zu ^ 20 
gatten, denn der Waffenfertigkeiten war er Meister, redete die la¬ 
teinische, französische und italienische Sprache mit Fertiqkeit und 
fühlte sich heimisch auf dem Gebiete damaliger Gelehrsamkeit 
Durch seine Vermählung mit Maria von Burgund erwarb er 
die Niederlande; da Maria aber nach wenig Jahren starb, 1482, 
erkaltete der Unterthanen Eifer für ihn^ daher gelang es dem län¬ 
dergierigen Könige von Frankreich, Ludwig XI. das Herzogthum 
Burgund an sich zu reißen. 
Deutschlands innere Angelegenheiten beschäftigten Maximilian 
zunächst. Er berief einen Reichstag nach Worms und das von 14?5 
hier aus erlassene Edikt hob das Recht der Fehden auf, gebot ei¬ 
nen ewigen Landfrieden, (früher war derselbe nur auf ge¬ 
wisse Zeitfristen geschlossen worden,) und verurtyeilte den Uebertre- 
ter so wie auch die, welche ihn gastlich aufnähmen, zu einer Buße 
von 2000 Mark Goldes und zur Reichsacht. Damit das Recht 
gesprochen werde nach Vernunft und Unparteilichkeit, errichtete der 
Kaiser das R e i ch s k a m m e r g e r i he zu Frankfurt, und somir 
geschah der erste entscheidende Schritt, die rohe Selbsthülfe unter 
das Gesetz zu beugen. Maximilian vermählte sich in zweiter Ehe 
mit Blanca, der Tochter des Herzogs von Mailand, Sforza; 
um so mehr richteten sich daher seine Blicke nach Italien, als 
der König von Frankreich, Karl VIII., gleichsam lustwandelnd, 
Neapel ohne Schwertstreich eroberte. Der Papst, Alexander V? „ 149 8 
Ferdinand der Catholische, König von Aragonien und Maximilian 
vereinigten sich mit den Italienern, wodurch Karl gezwungen wur¬ 
de, Neapel und Italien überhaupt eben so schnell zu räumen, als 
er es gewonnen hatte. Eine Doppelheirath ward folgenreich ge¬ 
stiftet zwischen dem Hause Ferdinands und Maximilians, denn des 
letzlern Sohn, Philipp, vermählte sich mit der spanischen Prin¬ 
zessin Johanna, und deren einziger Bruder Johann mit des 
Kaisers Tochter Margaretha. Dieß bereitete Spaniens Ver- 
bindung mit dem deutschen Reiche vor; Johann starb frühzeitig, 
seine älteste Schwester, Jsabeila, Königin von Portugal, folgte
	        
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