Full text: Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien

Züchter Zeittaunr. 
überzeugte sich endlich von der Unmöglichkeit England zu leisten, 
was er versprochen. Um eine Ermäßigung zu bewirken, reiste er 
L284 selbst nach London, wo ihn der Tod überraschte. Dicses'-also, nicht 
eine freiwillige Rückkehr in die Gefangenschaft, war der Grund 
seiner zweiten Anwesenheit in England. 
1364 Karl V., der Weise, trug in einem durch Gift, das ihm 
~ der König Karl von Navarra in seiner Jugend hatte reichen laf- 
B51 fcn, geschwächten Körper einen muthigen, unternehmenden Geist. 
Zwei Kriege im Innern, gegen den König von Navarra, Karl den 
Bösen, und den Herzog Johann von Bretagne, endete er vortheil- 
haft durch seinen tapfern Connetable Vertraud du Guesclin. 
Durch eben denselben entledigte er sich der heillosen Ca m me r a d- 
1365 schäften, indem sich der Eonnetable an ihre Spitze stellte und 
sie zu einem Kriege nach Spanien führte. Gegen England „war 
noch nie so glücklich gekämpft worden, als unter Karl V. Nach 
mehrern durch du Guesclin über den englischen Feldherrn, R o- 
bert Kn olles, davon getragenen Vortheilen rückten vier Armeen 
ins Feld, die eine in die Picardie, eine andere nach Guienne, ei¬ 
ne dritte nach Auvergne, eine vierte nach Artois, und eine fünfte 
1377 deckte das Innere als Reserve. Zu gleicher Zeit erschien eine 
französische Flotte, unter dem Admiral Jean de Vienne, an der 
englichen Küste, steckte Portsmouth, Dorcmouth, Plymouth in Brand 
und plünderte die Insel Wight dergestalt, daß dm Engländern 
von allen ihren französischen Besitzungen nichts übrig blieb, als 
Bordeaux, Bayonne. Calais und Cherbourg. Der 
heldenkühne du Guesclin, der rechte Arm seines Königs, starb 
1380 zwei Monate vor diesem. Karls V. Regierung war wie ein mil¬ 
der Frühling für das hart bedrängte Frankreich. Um die Uebel 
der Regentschaften zu verkürzen, setzte er fest, daß Frankreichs Kö¬ 
nige schon mir dem vierzehnten Jahre volljährig würden. 
Die Land-und Seemacht hob sich durch ihn; ein Freund der 
Wissenschaften, ward er der Stifter der königlichen Bib¬ 
liothek, die er auf 900 Bünde vermehrte, während sie vorher 
ungefähr zwanzig enthielt. Trotz der vielen Kriege hinterließ 
Karl einen wohlgesüllken Schatz. Doch Jahre des Unglücks soll¬ 
ten kommen unter seinem Sohne und Nachfolger 
1380 K a rl VI., einem 12jährigen Knaben. Vier Oheime, die Her- 
zöge Ludwig von Anjou, Johann von Bern, Philipp von Bur- 
gund und Ludwig von Bourbon, stritten sich um die Vormund¬ 
schaft und Regentschaft. Zur Ausgleichung erklärte man den 
jungen König für mündig und bewilligte den fammrlichen Prin¬ 
zen Sitz und Stimme im Staatsrathe. Doch ihre Habsucht und 
1382 Verschwendung trieben das Volk zur Empörung; zu Paris er¬ 
brach man das Zeughaus, der Pöbel bewaffnete sich mit den dort 
Vorgefundenen Streitäxten und Streitkolden, man nannte die also 
bewehrten Maillotins, und verübte die ärgsten Greuels meh-
	        
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