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Neunter Zeitraum
noch. Nun endlich entschlossen sich die Verbündeten, das Lager des
Kaisers, dessen Befestigung noch nicht vollendet war, anzugreifen.
I n Sturme würde man es, wie Schartlin versicherte, genommen
haben; allein man begnügte sich es fünf Tage nutzlos zu beschie¬
ßen. Unterdessen schloß der Kaiser die noch offenen Punkte. Auf
die Nachricht, der Graf von Büren rücke an, brachen die Ver¬
bündeten, zum großen Erstaunen des Kaisers, auf, um demselben
entgegen zu gehen; dieser aber bewerkstelligte seine Vereinigung mit
dem Hauptheere dennoch, und nun fühlte sich der Kaiser stark ge¬
nug, angriffsweise zu verfahren. Inzwischen war der Winter her¬
angerückt, das Bundesheer erfuhr alle Beschwerden der rauhen Jah¬
reszeit, darum schlugen die Fürsten dem Kaiser Frieden, oder doch
wenigstens Waffenstillestand vor. Nur gegen Ergebung auf Gna¬
de und Ungnade könne solches bewilligt werden, entgegnete der
Kaiser; darauf zogen sich die Bundesfürsten in ihre Lander zurück.
Unwillkommene Botschaft war dem Churfürsten von Sachsen aus
dem seinigen gekommen. Moritz, dem er, wahrend seiner Ab¬
wesenheit die einstweilige Verwaltung seines Staates anvertraut,
hatte Sachsen, bis auf die Städte Wittenberg, Gotha und
Eisenach, in Besitz genommen. Voll gerechten Zorns griff ihn
Johann Friedrich seiner Seits an, eroberte nicht nur sein ganzes
Land wieder, sondern nahm auch die herzoglichen Lande, so daß
Moritz nur die Städte Dresden, Pirna, Zwickau und Leip¬
zig noch behielt.
Unterdessen übte Karl V. ein strenges Strafgericht über das
protestantische Süddeutschland. Frankfurt, Memmingen,
Augsburg mußten schwere Geldsummen erlegen, spanische Be¬
satzungen einnehmen, letzteres vornehmlich den tapfern Schartlin
von der Armee abrufen. Würtemberg blutete unter der eisernen
Zuchtruthe des Herzogs Alba, und der Herzog Ulrich nebst seinen
Rathen mußte dem Kaiser knieend Abbitte leisten. Zu Eg er
vereinigte sich Karl mit seinem Bruder Ferdinand und dem Herzoge
Moritz. Bald .standen sie am linken Ufer der Elbe, überschrit¬
ten sie am 24. April 1547, griffen den Ehucfürsten von Sachsen
bei dem Städtchen Mühlberg an, erfochten einen vollständigen
Sieg, Johann Friedrich ward gefangen, der Schmalkal-
dische Bund war gesprengt, und die Sache der Protestanten schien
verloren. Torgau und Wittenberg, des Landes Hauptstadt,
ergaben sich dem Sieger. Ueber den gefangenen Churfürsten ließ
der Kaiser das Todesurtheil aussprechen, aber nicht vollziehen.
Den Herzog Moritz ernannte er zum Churfürsten von
Sachsen; der größte Theil der Lande seines Verwandten ward ihm
zugesprochen, die Churwürde ging demnach von der altern, der
Erneftinisch en, Linie auf die jüngere, Alb er ti nische, über.
Der Landgraf Philipp von Hessen demüthigte sich zu Halle
vor dem Kaiser, ward, so wie der Cyurfurst von Sachsen, ge-