Karolinger.
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halb ihrer Besitzungen anzulegcn. Je schneller aber die Zahl
dieser Burgen sich vermehrte; desto nachtheiliger wurden sic
für die teulschen Könige, weil sie die Unabhängigkeit und den
Trotz der großen Vasallen beförderten, und dasFaustrecht,
oder die Sclbsthülfe dieser Vasallen in Kämpfen gegen ein¬
ander selbst, nicht bloß begünstigten, sondern auch Jahrhun¬
derte hindurch in Teutschland erhielten.
Nach Ludwigs Tode (876) mußten seine drei Söhne,
Karlmann, Ludwig der jüngere und Karl der
Dicke, welche das väterliche Reich in drei Theile, Bayern,
Franken und Alemannien, gethcilt hatten, gegen ihren
Oheim Karl den Kahlen von Frankreich kämpfen,
der sich nicht nur Italiens bemächtigt hatte, sondern auch
den tcutschcn Antheil von Lothringen gewinnen wollte. Nach
dessen Tode (877) ward zwar Karlmann zum Könige von
Italien gewählt; er starb aber bald darauf (880), und hin-
tcrließ einen natürlichen Sohn Arnulph, der blos Kärn-
then erhielt. Als nun auch Ludwig (882) ohne Erben
starb; so vereinigte Karl der Dicke, der im Jahre 881
bereits die Kaiserwürdc und Italien an sich gebracht
hatte, die gcsammtcn tcutschcn Länder, und ward zugleich,
mit Uebergehung Karls des Einfältigen, als König von
Frankreich (884) anerkannt. Doch Karls des Großen
Geist ruhte nicht auf ihm, und die teutsche Nation
wagte cs sogar, ihn (887) der Negierung zu entsetzen,
und Karlmanns Sohn, Arnulph von Kärnthen, zum
Könige von Teutschland zu wählen. ArnulpHs Regierung
(888—899) verfloß unter beständigen Kämpfen. Zwar be¬
siegte er die jährlich in Teutschland cinfallenden Normänncr;
allein gegen die mächtigen Slaven in Mähren rief er den
(ums Jahr 689) ,'m Lande am Fuße der Karpathen einge-
wandcrten nomadischen Volksstamm der Magyaren (Un¬
garn) zur Hülfe, der nicht nur einen großen Theil des mäh¬
rischen Reiches sich zueignete, sondern auch kurz darauf die
Ruhe und Sicherheit Teutschlandö selbst bedrohte. In Ita¬
lien bezwang er zwar die Usurpatoren, die sich um die itali¬
sche Königswürde stritten, auch ließ er sich (896) vom Papste
FormosuS zmn Saiftr krönen; fein baldiger Tod aber, und