Full text: Kleine Weltgeschichte, oder gedrängte Darstellung der allgemeinen Geschichte für höhere Lehranstalten

Sechster Zeitrgum. 
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nicht selten die rohen Hcereshaufen der abendländischen Chri¬ 
sten nach Palästina, das sie nicht für den morgcnländi- 
schcn Kaiser, dessen Provinz es ehemals gewesen war, wieder 
eroberten, sondern wo sie eigene neue Staaten bildeten. In; 
Jahre 1204 ward sogar in Konstantinopel selbst von den 
Kreuzfahrern ein sogenanntes lateinisches Kaiserthum 
errichtet, dessen Thron Graf Balduin von Flandern 
bestieg, während zwei Komnenen zu Nicäa und Trape- 
zunt regierten, bis Balduin 2 (1261) wieder, aus Man¬ 
gel an Unterstützung von dem Abcndlande, von dem nicäischcn 
Kaiser M i ch a e l (8) P a l ä o l o g u s, mit Hülfe der Genue¬ 
ser, verdrängt und die Herrschaft der Komnenen in Kon¬ 
stantinopel hergcstellt ward. Doch schon im Jahre 1355 
drangen die o s ma n isch c n Türken in Europa ein, bemäch¬ 
tigten sich Thraciens, Thessaliens, Makedoniens 
und Bulgariens, und der Sultan Amurath gründete 
(1358) zu Adrianopel den Sitz seiner Negierung. Ob 
nun gleich die Osmancn von dem tapfern Ncichsverweser 
Ungarns, Johann Hunyad, und dem Fürsten von Epi- 
rus, Georg Castriota (Scanderbeg) lange Zeit beschäftigt 
wurden; so blieb doch die abendländische Christenheit, wo 
sich damals ohnedies ganz andere politische Interessen aus- 
bildetcn, zu unthätig bei den Fortschritten der Osmanen, an 
deren Spitze endlich der Sultan Muhamed2 (29. Mai 
1453) K o n st a n t i n o p e l mit Sturm eroberte. Bald darauf 
(1461) mußte auch der Kaiser David Komnenus voy 
Trapezunt dem Eroberer sein kleines Reich übergeben. 
Nun erhob sich auf den Trümmern des veralteten und 
gestürzten oströmifchen Reiches das osmanische mit jugend¬ 
licher Stärke. Schon Muhamcd2 eroberte Morea, Ser- 
vien, Bosnien, und bauetc die Dardanellen. Epirus 
ward (1465) nach Scandcrbegs Tode eingenommen, und der 
Khan der Krimm (1473) türkischer Vasall; auch verloren 
die Venetkancr Albanien und Negropont (1479) an die 
siegreiche Pforte, deren Ucbergcwicht Ungarn und Polen 
empfanden, und deren höchste Kraft sich unter Muhameds 2 
Enkel und Urenkel, Selim und Soliman, im Anfänge 
des folgenden Zeitraumes entwickelte.
	        
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