Full text: (Für das 4. und 5. Schuljahr) (Teil 2, [Schülerband])

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39. Wächterruf. 
Loset, was i euch will sage! 
D'Glocke het Zehni gschlage. 
Jez betet und jez göhnt ins Bett, 
und wer e rüeihig Gwisse het, 
schlof sanft und wohl! Im Himmel wacht 
e heiter Aug die ganzi Nacht. 
2. Loset, was i euch will sage! 
DGlocke het Olfi gschlage. 
Und wer no an der Arbet schwitzt, 
und wer no bi de Charte sitzt, 
dem bieti jez zum letztemol, — 
is isch hochi Zeit — und schlofet wohl! 
2. 
3. Loset, was i euch will sage! 
D'Glocke het Zwölfi gschlage. 
Und wo no in der Mitternacht 
e Gmüet in Schmerz und Chummer wacht, 
se geb der Gott e rüeihige Stund 
und mach di wieder froh und gsund! 
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Loset, was i euch will sage! 
D'Glocke het Eis gschlage. 
Und wo mit Satans Gheiß und Rot 
e Dieb uf dunkle Pfade goht, 
— i will's nit hoffen, aber gschieht's — 
gang heim! Der himmlisch Richter sieht's. 
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5. Loset, was i euch will sage! 
D'Glocke het Zwei gschlage. 
Und wem scho wieder, eb's no tagt, 
die schweri Sorg am Herzen nagt, 
du arme Tropf, di Schlaf isch hi! 
Gott sorgt! Es wär nit nötig gsi. 
5. 
8. 
Loset, was i euch will sage! 
D'Glocke het Drü gschlage. 
Die Morgestund am Himmel schwebt, 
und wer im Friede der Tag erlebt, 
dank Gott und faß e frohe Muet 
und gang ans Gschäft und — halt di guet! 
Johann Peter Hebel. 
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1. Höret, was ich euch will sagen! 
Die Glock' hat zehn geschlagen. 
Jetzt bet und schlaf, das ist mein Rat, 
und wer ein gut Gewissen hat, 
schlaf sanft und wohll ImHimmel wacht 
ein heiter Aug' die ganze Nacht. 
Höret, was ich euch will sagen! 
Die Glock hat elf geschlagen. 
Und wer noch an der Arbeit schwitzt, 
und wer noch bei den Karten sitzt, 
zum letztenmal ruf' ich euch zu: 
's ist hohe Zeit, — und schlaft in Ruh'! 
Höret, was ich euch will sagen! 
Die Glock' hat zwölf geschlagen. 
Und wo noch in der Mitternacht 
ein Herz in Schmerz und Kummer wacht, 
Gott geb' ihm Ruh' zu dieser Stund 
und mach' es fröhlich und gesund! 
Höret, was ich euch will sagen! 
Die Glockh' hat eins geschlagen. 
Und wo mit Satans Rat und List 
ein Dieb auf dunkeln Wegen ist, 
ich will's nicht hoffen, doch geschieht's, — 
geh heim! Der Richter droben sieht's. 
Höret, was ich euch will sagen! 
Die Glock' hat zwei geschlagen. 
Und wem schon wieder, eh's noch tagt, 
die schwere Sorg' am Herzen nagt, — 
du armer Tropf, so quäl dich nicht! 
Gott sorgt! Er weiß, was dir gebricht. 
Höret, was ich euch will sagen! 
Die Glock' hat drei geschlagen. 
Die Morgenstund' am Himmel schwebt, 
und wer den Tag in Freud erlebt, 
danl' Gott und fasse frohen Mut! 
Geh ans Geschäft, — und halt dich gut! 
Hochdeutsch von Robert Reinick.
	        
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