Achter Zeitraum.
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fassung und Verwaltung; theils weil die Völker beider in
Hinsicht auf Bildung und Gesittung tiefer stehen, als die
Bewohner Mexiko'ö, Columbia'ö und der Provinzen am la
Plata; theils weil Priester und Mönche auf die politische
Stimmung des Volkes einen mächtigen Einfluß behaupten.
In Oberpcru besiegte (1. Apr. 1825) Bolivar den
royalistischen Feldhcrrn Olancta, worauf er dem, in diesen
Provinzen versammelten, Congrcsse die Wahl überließ, ob sie
mit Peru oder Buenos Ayrcs sich verbinden, oder sich für
selbstständig erklären wollten. Der Congreß entschied für
"?as letzte, und gab dem neuen Staate am 6. Aug. 1825
den Namen Bolivia. Sein Stifter, der dem Staate eine
Verfassung — nicht als Bundesstaat, sondern als Central¬
republik— crthcilte, behielt die Würde eines Oberpräsidcnten
und Protektors; der General Sucre ward zum Präsidenten
erwählt, der, in Bolivars Abwesenheit, den jungen Freistaat
leitet, wo eine bedeutende Parthei, statt der Ccntralrcpublik,
die politische Form eines Bundesstaates, wie in Nordamerika
und Mexiko, beabsichtigt.
189.
Kaiserthum Brasilien.
Mit der Ankunft der aus Portugal, bei dem Vordringen
der Franzosen, nach Brasilien geflüchteten Ncgentcndynaftie in
Brasilien (1808), begann eine neue politische Ordnung der
Dinge (£.166). Denn nicht nur, daß von Rio Ja¬
neiro aus Portugal, nach der Entfernung der Franzosen,
regiert ward; cs verbreitete sich auch, seit der Anwesenheit
des Hofes und vieler tausend mit demselben angckomulcncn
Portugiesen und Soldaten daselbst, ein neuer Geist in den
meisten Provinzen dieser bis dahin von Portugal vernach¬
lässigten Kolonie. Die Bevölkerung stieg, der Handel und
die fortdauernde enge Verbindung des Hofes mit England,
wirkte wohlthatig auf den Verkehr und auf den Wohlstand,
und selbst, nach Napoleons Sturze, schien der Prinz-Regent
nicht geneigt, Brasilien zu verlassen, das er am 16. Dcc.
1815 zum Königreiche erhob, und dadurch aller bihherigcn
Kolonialabhängigkeit entband. Nach dem Tode seiner Mutter