Die Kuh. — Das Rind.
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allem deshalb so adlig im Auftreten, weil der Araber mit ihnen
umgeht wie mit Freunden. Das edelste Pferd wird durch rohe
Behandlung verdorben, und das vperwildertste Tier kann durch vor⸗
nehme und liebevolle Behandlung wieder zurecht gebracht werden.
Daraus könnt ihr am besten sehen, daß vornehme Eüte nichts
Schwächliches ist, sondern eine große Raturgewalt, die sogar Tiere
bändigen kann, mit denen der gröbste Stallknecht nicht fertig wird.
Mancher, der nicht an die Macht des guten Wortes glauben wollte,
hat es endlich im Pferdestalle gelernt.
Förster, Jugendlehre. Gerlin Reimer.)
78. Die Kuh.
Wie bei dem Stiere der Eindruck der Männlichkeit vorhanden
sein muß, so gilt für das Außere der Zuchtkuh das Gegenteil: der
Typus (das Gepräge) des Weiblichen soll in derselben unverkenn⸗
bar sein. Dazu gehören ein feiner Kopf mit feinen Hörnern, sanft
blickende Augen, ein feiner Hals, welcher weder besonders fleischig,
also stierartig, noch übermäßig dünn, namentlich zwischen Kopf und
Widerrist nicht nach unten ausgeschweift sein darf. Die Brust der
Kuh soll tief und weit, der Rucken gerade, die Hüften breit, das
Hinterteil überhaupt besonders entwickelt sein, um dem Kalbe Platz
Ind den Milchdrüsen hinreichenden Raum zur Entwicklung zu ge—
wãähren. Die Gliedmaßen sollen verhältnismäßig fein, aber kurz
sein, weil hochbeinige Tiere ein geringeres Maß von Energie, Lebens—
kraft und Fähigkeit zur vollen Ausnutzung des Futters besitzen.
Besonders für die Kuh ist feine Haut und feines Haar als not⸗
wendig zu bezeichnen. Auch bei der Kuh sind die an den normalen
Körperbau zu stellenden Forderungen nach der hauptsächlichsten Nutz⸗
richtung verschieden. Bei der Muchkuh kann der ganze Bau feiner,
hnnen die Knochen mehr hervortretend sein, als bei dem der Arbeit
dienenden Tiere, welches stärkere Knochen, eine breitere Brust, aus—
gebildetere Muskulatur besitzen muß. Die Kuh eines Mastschlages
dieder darf keine groben Knochen haben, und es müssen bei ihr
alle diejenigen Körperteile besonders entwickelt sein, welche nutz-
hares Fleisch liefern, wogegen Kopf, Beine und die Teile, welche
Verdauungswerkzeuge enthalten, einen geringern Umfang aufzu—
weisen haben. Zirchner (handbuch der ges. Landwirtschaft, v. d. Goltß. T. , Laupp.)
79. Das Rind.
1. Uber dem Ursprung des Hausrindes liegt ein ebenso tiefes
Duntkel wie über der Herkunft der andern Haustiere. Schon in vor⸗
geschichtlichen Zeiten benutzte der Mensch die Dienste und Erzeug—
nisse der gezähmten Tiere. Auf den ältesten Denkmalen der Bau⸗
kunst sind sie abgebildet; die ersten Sagen gedenken ihrer.