494 Neueste Geschichte. 2. Zeitr. 2. Abschn.
die Oberhand. Aber der Staat war durch die außerordent¬
lichen Anstrengungen äußerst entkräftet, und brauchte nothwen-
dig Erholung, damit er stch auf die bevorstehenden wichtigen
Vorfälle, die der Tod des Königs von Spanien, Karls LI.,
hervor bringen mußte, vorbereiren könnte. Ludwig suchte also
den Frieden, und bol solche Opfer an, daß ihn die Niederlan¬
de, Großbritannien und Spanien, gegen die angestrengtesten
Bemühungen des Kaisers, am 2osten Sept. 1697 zu Nyswik
Unterzeichneten, und der Kaiser, am zosten Ocr., sich dazu ge¬
zwungen sah. Frankreich versprach, den König Wilhelm in
seinen Besitzungen nicht zu beunruhigen, und gab Oranien zu¬
rück; es trat an Spanien, an Deutschland und den Kaiser alle
seit dem Ryswiker Frieden eingeuomnrene Oerter gegen einen
kleinen Ersatz, wie auch Philippsburg, Kehl, Breysach und
Freyburg, gegen Strasburg , ab, und gab Lothringen an den
Herzog, bis auf Sar- Louis und Longvie, zurück. Die pfäl¬
zische Streitsache entschied der Papst. Bewegungen in Deutsch¬
land über die Bewilligung des vierten Artikels, die Religion
betreffend.
{. 7. Unruhen in Ungern und Türkenkrieg.
Die Ungern, mißvergnügt über den östreichischen bürger¬
lichen und Religionsdruck, machten eine hart gestrafte Ver¬
schwörung gegeit den Kaiser, 1670, und ergriffen unter Fr. Ra-
goczy die Waffen, wurden aber bald zum Frieden gezwungen.
Der Aufstand wurde 167z erneuert. Der Graf Wesselini, und
seit 1678 der Graf Tökeli, führten die Mißvergnügten mit
Glück an. Als der Kaiser, durch Abänderung einiger Be¬
schwerden, 1681 Tökeli's Partey schwächte, begab er sich un¬
ter den Schutz des Sultans Muhammeds IV., und wurde von
ihm zum Könige von Ungern erklärt. Der hieraus entstandene
Krieg mit den Türken lief anfangs sehr unglücklich. Sie dran¬
gen in Deutschland ein, und belagerten Wien, am igaen Jul.
1683. Die Stadt wurde von den vereinigten Armeen des Kö¬
nigs von Polen, Joh. Sobieski, des Herzogs, von Lothringen,
Karl, u. A, befreyet, am irten Sept. Die kaiserl. Waffen
waren seitdem glücklich. Karls Sieg bey Mohacz, am i2ten
Aug. 1687 unterwarf ihm Ungern und Slavonien, und man
zeigte klüglich Mäßigkeit bey der Einrichtung der ungerischen
Konstitution. Fortsetzung des Kriegs mit der Pforte unter
Soliman III" und Achmed II. Die Venetianer griffen die
Türken gleichfalls an, und eroberten Morea, 1690. Vollstän-