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Gott des blutigen Krieges und wilden Schlachtgetümmels. Er ist
Sohn des Zeus und der stets streit- und hadersüchtigen Hera,
welche ihn tu Thracien, dem rauhen Lande des Nordens und der
Stürme, gebar. Athene, die Göttin der besonnenen Thatkrast
und Apollon, der Gott des Friedens, sind die natürlichen Geg¬
ner des Tod und Verderben bringenden Kriegsgottes; seine Hel¬
ferin und Gefährtin aber ist Eris, die Göttin der Zwietracht
und des Streites.
h) Aphrodite, die Göttin der Liebe, ist aus asiatischen
Kulten zu den Griechen gekommen. Die Personisication der ge¬
bärenden Natur wurde als Göttin bei den Völkern des westlichen
Asiens allgemein unter verschiedenen Namen verehrt, wie bci_ den
Syrern als Aschera-Astarte (zugleich als Kriegsgöttin bewaffnet),
als die „gro§e oder die idäische Mutter", als Dindynrene.
Om p hale u. a. bei den Völkern Kleinasiens. Aus deu Kulten der
asiatischen Geburtsgöttin, welche die Griechen in ihrem eigenen
Heimathlande durch die Phöuicier vorfanden (vergl. §. 28, 2 ff.),
und denen sie durch ihre Ansiedelungen in Kleinasien wieder be¬
gegneten. ging die griechische Liebesgöttin Aphrodite hervor,
aber in reinerer, edlerer Gestalt, indem die Momente wüster Sinn¬
lichkeit, die den orientalischen Kultus auszeichneten, vor dein ge¬
sunden sittlichen Sinne des Griechenvolkes fast ganz in den Hin¬
tergrund traten. — Sie galt den Griechen für eine Tochter des
Zeus und der Dione, oder nach einer später gewöhnlichern Vor¬
stellung als aus dem Schaume des Meeres geboren (acppoysvr^)
und in den Olymp ausgenommen. Sie wurde daher unter dem
Namen Aphrodite Urania als die himmlische Liebesgöttin
und als die Göttin reizender Schönheit und Anmuth verehrt.
Ihre Umgebung bildeten die Chariten (Aglaja, Euphrosyne und
Thalia), die Göttinnen alles Schönen und Anmuthigen in der
Natur und in den Sitten der Menschen, vor Allen Eros, der
in ewiger Jugend blühende Gott des Liebreizes, wie auch des
Freundschaftsbundes. —Unter den vielfachen Symbolen der Aphro¬
dite sind die gewöhnlichen: die Taube, der Schwan, der Widder,
die Rose und Myrte, der Granatapfel u. a.
i) Hermes war ursprünglich wohl die Personisication der
zeugenden und befruchtenden Naturkraft. Die Gestalt des Gottes
ist indeß in den Mythen so vielseitig geworden, daß die Einheit
zwischen seinen verschiedenen Erscheinungs- und Wirkungsweisen
kaum festzuhalten ist. Im Allgemeinen ist er ein wohlthätig
wirkender Gott; denn er ist der Sohn des wolkenansammelnden
Zeus und der Maja (Mala), d. i. der nährenden Mutter, und
lein Attribut, der Heroldstab, ist ein Sinnbild des Segens und
Ueberflusses.
Er ist auf dem hohen Kyllene in Arkadien, wo die Regen
bringenden Wolken sich sammeln, geboren. Er ist daher zunächst