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zu bereden, daß ihnen die Negierung anvertraut würde, die sie dann nicht
zum allgemeinen, sondern zu ihrem Besten führten. Trotz dem schritt Athen
unter dem wohlthätigen Einflüsse der Gesetze Solon's in seiner Entwicke-
lung rasch vorwärts, ja die Athener wurden stark und mächtig genug, eS
mit ganz Asien aufzunehmen, wie wir in der Folge sehen werden.
Anmerk. Solon aus Athen, Periander aus Korinth, Pittakus aus Mi-
tylene, Bias aus Priene, Chiton aus Sparta, Kleobulus aus RhoduS
und Th a le s aus Milet werden die sieben Weisen Griechenlands ge¬
nannt. Bias ausgenommen waren sic sämmtlich Staatsmänner, ja die meisten
Fürsten ihrer Vaterstadt.
2. Blüthenzeit Griechenlands (510 — 350 v. Chr.).
§. 1. Kämpfe mit den Persern. Miltiadeö. Schlacht bei
Marathon (490).
In Milet, der Hauptstadt der Ionier in Klein-Asien, herrschte H i st i ä u s,
den Darius, König der Perser, für wichtige Dienstleistungen in dem Kriege
gegen die Scythen (obschon dieser Krieg nicht glücklich für die Perser ausgefallen
war) mit einem Gebiete am Flusse Strymon in Thracien belohnt hatte. Hi-
stiäus legte hier eine Colonie an, machte aber dadurch die Perser gegen sich
um so argwöhnischer, je leichter es ihm war, mit den Stammgenossen in
Europa in Verbindung zu treten. Darius rief daher den Histiäus an sei¬
nen Hof und setzte den Aristagoras als König von Milet ein, der in Folge
eingetretener Zerwürfnisse die Ionier aufforderte, sich von der persischen
Oberhoheit zu befreien. Um die Empörung durchzuführen, wandte er sich
an die Haljptstaaten des europäischen Griechenlands, namentlich an Sparta
und Athen, und forderte von ihnen Unterstützung. Sparta verweigerte die¬
selbe, aber Athen versprach sie, sandte den Ioniern zwanzig Schiffe und
auch die Eretrier in Euböa leisteten ihnen Hilfe. Jetzt brach der Aufstand
der Ionier aus, Darius zog gegen sie und unterwarf sich die Rebellen.
Nun beschloß er aber auch, die Athener dafür zu züchtigen, daß sie den Io¬
niern Beistand geleistet hatten, vorher eilte er jedoch nach Persien zurück, um
in seinem ganzen Reiche neue Werbungen anzustellen, und im folgenden
Jahre mit größerem Nachdrucke Athen und ganz Griechenland zu bekriegen.
Jndeß warteten die Athener, die seit zwanzig Jahren, nachdem sie die Pi-
sistratiden vertrieben hatten, frei waren, die Rückkehr des Königs nicht ab,
sondern sandten an alle griechische Staaten Gesandtschaften, um sie vor der
nahen Gefahr zu warnen und zu ermahnen, sich zu waffnen und zu rüsten.
Zugleich aber ging ein persisches Heer unter Mardonius, dem Schwie-