Full text: Alte Geschichte (Theil 1)

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sich Einem derselben und faßte ihn, um zu sehen, ob ein Mensch oder ein 
Bild von Stein hier sitze, beim Barte; der Römer erzürnte und schlug mit 
seinem elfenbeinernen Stabe den Gallier auf das Haupt. Sogleich fielen 
die Barbaren über die Greise her und ermordeten sie. Darauf wurde die 
Stadt geplündert, zerstört und angezündet. Das Capitol zu erstürmen, war 
aber den Galliern nicht möglich. Sie lagerten sich nur um dasselbe, und 
sicher hätten sie die Besatzung durch Hunger zur Uebergabe gezwungen, 
wäre nicht von Außen Hilfe gekommen. Die Gallier streiften nämlich nach 
der Einäscherung Roms in der ganzen Gegend umher und kamen auch 
gegen Ardea. Hier sammelte der tapfere Camillus in Eile die waffenfähige 
Mannschaft, überfiel mit derselben eine Schaar der Barbaren zur Nacht¬ 
zeit und richtete unter ihnen ein gräßliches Blutbad an. Die römischen 
Flüchtlinge in Veji hörten von dieser That, eilten, sich mit den Anderen 
zu vereinigen, und baten Camillus, sie gegen den Feind anzuführen und das 
Capitol zu entsetzen. Camillus konnte jedoch als Verwiesener die Stelle ei¬ 
nes Feldherren nicht annehmen, er mußte von dem römischen Senate und 
Volke dazu beauftragt sein. Darum beauftragten die Römer einen ver¬ 
wegenen Jüngling, es möglich zu machen und auf die Burg zu kommen, 
dort aber vom Senate die Zurückberufung des Camillus und dessen Er¬ 
nennung zum Dictator zu verlangen. Das Wagniß gelang; Senat und 
Volk auf dem Capitol, erfreut über diese Nachricht, gewährten sogleich, was 
verlangt wurde und der junge Römer ging denselben Weg, ohne von dem 
Feinde bemerkt zu werden, wieder nach Ardea zurück. Indessen wurde 
ein Gallier die Fußstapfen des kühnen Römers gewahr und entdeckte, daß 
der Felsen an der einen Seite nicht unersteiglich sei. In einer sternlichten 
Nacht machten sich daher mehre kühne Gallier auf, klimmten in der grö߬ 
ten Stille den Pfad hinan und gelangten auf die Mauer, ohne von den 
Wachen bemerkt zu werden. Da erhob eine Schaar Gänse, welche im 
Tempel der Juno gehalten wurde, ein Helles Geschrei, Marcus Man- 
lius, der ehemalige Consul, erwachte, ergriff seine Waffen, machte Lärm 
und voraneilend stieß er die ersten Gallier mit seinem Schilde von der 
Zinne herab. Die Hcrabstürzenden und der nachfolgende Hagel von Stei 
nen und Pfeilen räumten in kurzer Zeit die Höhe von allen Feinden, und der 
Versuch wurde nicht wieder gewagt. ' 
Jndeß währte es doch noch lange, bis Camillus, der erst aus deu 
nächsten lateinischen Städten Hilfsvölker an sich zog, vor Rom erschien. 
Schon verzweifelten die Belagerten an ihrer Rettung; seit sieben Monaten 
belagert, litten sie an Allem Mangel und böse, Krankheiten waren unter 
ihnen verbreitet. In dieser Noch boten sie den Galliern ein reiches Löse 
geld an. Brennus begehrte 1000 Pfd. Goldes, eine beinahe unerschwing¬ 
liche Summe für die Römer, die damals noch reicher an Tapferkeit als 
an schätzen waren. Man brachte dennoch dieses Gold zusammen, indem 
man auch den Tempel des capitolinischen Jupiter beraubte, heilige Gefäße
	        
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