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ständig ein großes Heer in Bereitschaft hatten. Nach und nach waren
85 blühende Städte zu dem Bunde getreten, der für Deutschland in Lübeck
seinen Sitz hatte; auswärts waren die Hauptsitze der Hanse (die sich erst
im >5. Jahrhunderte allmälig auflöste, als das Faustrecht aufhörte) zu
London, zu Bergen in Norwegen, zu Brügge in Flandern und zu
Nowgorod in Rußland. Damals bildete sich auch unter den süddeutschen
Städten ein rheinischer Städtebuud. Zu den Wirren des deutschen Reiches
kam aber noch der Erbfolgekrieg von Oestreich. Hier war nämlich der letzte
Babenberger Friedrich der Streitbare, ein unruhiger, kriegerischer
Mann, in der Schlacht gegen die Ungarn (I. 1246) gefallen. Da er
keinen Erben hinterließ, wollte Kaiser Friedrich II. das Land als Reichs¬
lehn einziehen und seinem Hause unterwerfen; dagegen erhoben sich die Für¬
sten, welche östreichische Prinzessinnen zu Frauen hatten und machten An¬
sprüche auf das Herzogthum. Von dem östreichischen Volke erhielt die ver¬
witwete Markgräsiu von Baden, G ertrude, den Vorzug; allein sie mußte
dem nachmaligen Könige Ottokar von Böhmen weichen, der auch eine
östreichische Prinzessin, Margarethe, zur Frau hatte und mit Gewalt der
Waffen von den östreichischen Landen Besitz nahm. Mitten unter diese»
Kriegen und Verwirrungen des deutschen Reiches starb Friedrich II. in Ita¬
lien im I. 1250, in den Armen seines Sohnes Manfred, 56 Jahre alt,
— nach einem Leben voll Mühe und Arbeit, reich an bitteren Kränkungen
und mit dem Schmerze, viele seiner redlichsten Absichten durch das Pfaffen¬
thum vereitelt zu sehen. Sein Grabmal ist zu Palermo in Sieilien. Er
war ein Opfer deutschen Muthes gegen die Arglist der Römlinge; nur
Eins kann man ihm zur Last legen, daß er, zu sehr eingenommen für sein
Erbkönigreich Neapel, mehr Sorge für dasselbe trug, als für Deutschland,
daß er vier Kronen zugleich tragen wollte, — die von Deutschland, der
Lombardei, von beiden Sicilien und von Jerusalem. Dadurch gewann er
nichts für sein Haus, das er erheben wollte, vielmehr brachte er es dem Un¬
tergänge nahe. Er war übrigens ein ausgezeichnet schöner Mann, von kräftigem
Wüchse und von herrlichen Zügen. Gebildet war er mehr, als je vor ihm
ein Kaiser; er verstand sechs Sprachen, schrieb ein Buch über die Natur
und Wartung der Vögel, war ein Minnesänger und sein Hof der Sammel¬
platz italienischer Dichter und Gelehrten.
§♦ 10* Untergang der Hohenstaufen.
Friedrich's Tod änderte den Zustand der Dinge nicht; in Deutschland
dauerte das Faustrecht fort, und weder Konrad IV. noch Wilhelm konnte
die königliche Würde behaupten. Nur Neapel blieb dem Hause Hohen¬
staufen treu, und Manfred verjagte die päpstlichen Soldaten, die das Land
erobern wollten. Konrad IV. ging nach Italien, um sein Erbland in Be¬
sitz zu nehmen, starb aber plötzlich, wie die Sage ging, an Gift. Die
Neapolitaner trugen nun dem tapferen Manfred die Krone an, der sie