Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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Farbe; stumm und betreten sah man einander an. Abgeschnitten von der 
Armee, von einer überlegenen handfesten Menge umgeben, was blieb ihm 
übrig, als sich in Geduld zu fassen und, auf welche Bedingung es auch 
fei, die beleidigte Dame zu versöhnen? Heinrich von Braun schweig 
faßte sich zuerst und brach in ein lautes Gelächter aus. Er ergriff 
den vernünftigen Ausweg, den ganzen Vorgang in's Lustige zu kehren, 
und hielt der Gräfin eine Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und 
den entschlossenen Muth, den sie bewies. Er bat sie, sich ruhig zu 
verhalten, und nahm es auf sich, den Herzog von Alba zu Allem, 
was billig sei, zu vermögen. Auch brachte er es bei dem Letzten wirk¬ 
lich dahin, daß er auf der Stelle einen Befehl an die Armee ausfer¬ 
tigte, das geraubte Vieh den Eigenthümern ohne Verzug wieder auszu¬ 
liefern. Sobald die Gräfin zu Schwarzburg der Zurückgabe gewiß war, 
bedankte sie sich auf's Schönste bei ihren Gästen, die nun von ihr Abschied 
nahmen. 
Ohne Zweifel war es diese Begebenheit, die der Gräfin Katharina 
von Schwarzburg den Beinamen der Heldenmüthigen erworben hat. 
Man rühmt noch ihre standhafte Thätigkeit, die Reformation in ihrem Lande 
zu befördern, die schon durch ihren Gemahl Heinrich XXXVII. darin einge¬ 
führt worden war, das Mönchswesen abzuschaffen und den Schulunterricht 
zu verbessern. Vielen protestantischen Predigern, die um der Religion willen 
Verfolgungen auszustehen hatten, ließ sie Schutz und Unterstützung ange¬ 
deihen. Unter diesen war ein gewisser Caspar Aquila, Pfarrer zu 
Saalfeld, der in jüngeren Jahren der Armee des Kaisers als Feldprediger 
nach den Niederlanden gefolgt war. Er kam hier in Lebensgefahr, weil 
er sich weigerte, eine Kanonenkugel zu taufen. Jetzt stand sein Leben 
abermals in Gefahr, denn ein Preis von 5000 Gulden stand auf seinem 
Kopfe, weil der Kaiser ihm zürnte, dessen Interim er auf der Kanzel 
schmählich angegriffen hatte. Katharina ließ ihn, auf die Bitte der Saal¬ 
felder, heimlich zu sich auf ihr Schloß bringen, wo sie ihn viele Monate 
verborgen hielt und mit der edelsten Menschenliebe pstegte, bis er sich 
ohne Gefahr wieder sehen lassen durfte. Sie starb allgemein verehrt 
und betrauert im 58. Jahre ihres Lebens und im 29. ihrer Regierung. 
Die Kirche zu Rudolstadt bewahrt ihre Gebeine." 
Schlußwort. 
Im Ganzen hat in diesem Zeiträume das deutsche Volk die Haupt¬ 
rolle gespielt, und seit der Zeit der Hohenstaufen ist Deutschland an 
Thatkraft nicht so groß gewesen, als in dieser Periode. Jetzt konnte man 
wieder sagen, wie die alten Friesen zur Zeit des Kaisers Nero äußerten:
	        
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