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hatte, eine Übereinkunft getroffen. Der Fürst kam mit einem Heere nach
Ungarn und vereinigte sich mit dem Aufgebote der Mißvergnügten. Die
Kaiserlichen wurden auf allen Punkten, von der einen Seite durch die
Rebellen, von der anderen durch die Türken aus dem Felde geschlagen.
Zn Pesth erhielt Stephan Botschkai von dem Großvezier die feierliche
Belehnung mit dem ganzen Königreiche Ungarn und eine goldene Krone.
Botschkai nahm die Krone an, nicht aber den Königstitel, so sehr ihm
auch die Seinigen diese Würde aufdringen wollten. Indeß wurde der
Krieg mit barbarischer Grausamkeit fortgeführt und die Bedrückungen der
Protestanten an den Jesuiten besonders schwer gerächt. Botschkai kam
bis Presburg; er hatte bereits mit den böhmischen und mährischen Prote¬
stanten, die auch der Verfolgung wegen aufgestanden waren, Verträge ge¬
schlossen, als durch Vermittelung des Erzherzoges Matthias und des
Grafen Stephan Jlleschhazy im Z. 1606 der berühmte Wiener
Friede geschlossen wurde, kraft dessen Stephan Botschkai das Für¬
stenthum Siebenbürgen nebst einigen Gespanuschaften an der Theiß erblich
behalten, die Eroberung in Ungarn aber hcrausgeben, die alte Verfassung
wieder hergestellt und den Protestanten völlige Religionsfreiheit, doch ohne
Nachtheil der Katholiken*), gestattet werden sollte. Gegen diesen
Frieden protestirte die katholische Geistlichkeit, doch wurde ihre Protestation
nicht geachtet. Matthias nöthigte darauf seinem Bruder Rudolf Un¬
garn und die Erblande ab und bestieg den Thron von Ungarn als der
zweite König seines Namens. Bei seiner Krönung (1608) bestätigte er
die Bedingungen des Wiener Friedens.
Mit Matthias II. erhob sich der Protestantismus in Ungarn wieder;
da der König vorzüglich den Protestanten die Krone verdankte, räumte er
ihnen auch völlige Glaubensfreiheit ein. Das Palatinat, die höchste Würde
nach dem Könige, erhielten zwei Protestanten nach einander, Stephan
Jlleschhazy und Georg Thurzo; — dieß war vorher noch nie gesche¬
hen und geschah auch nicht wieder. Matthias bewilligte das Gesetz, daß die
Jesuiten in Ungarn keine unbeweglichen Güter haben sollten. Nichts desto-
weniger wußten sich diese Väter einzuschleichen und durch allerlei Mittel
viele Magnaten wieder zur römischen Kirche zurückzuführen. Als Mat¬
thias II. im I. 1618 ohne Erben starb und nun durch frühere Ueberein-
kunft mit den Ständen der Erzherzog Ferdinand von Steyermark, ein
Sohn des Erzherzoges Karl**), den ungarischen Thron bestieg, zogen die
Jesuiten, deren Zögling Ferdinand war, im Triumphe in Ungarn wie¬
der ein, und nun erfolgte eine traurige Zeit für die Protestanten, denen
*) Das war die Klausel, welche die Jesuiten anzubringen und in der Folge
zu ihrem Vorthcile anszulegen wußten.
**) Erzherzog Karl war ein Sohn Ferdinand's I., der nach seines Vaters
Lode Steyermark erhielt.