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Und einen Schnitter sonder Beispiel fordert,
Dann stehen Sie an Ihrem Platz.
Er kam und mit ihm ein Blutrath, dessen erste Opfer die Grafen
Egmont und Hoorn waren; Herzog Alba ließ sie, die treuesten Va¬
sallen Philipp's, hinrichten (1568), weil sie gewagt hatten, dem Könige
Vorstellungen zur Milde zu machen. Darauf folgten Hinrichtungen in
unglaublicher Menge; nach und nach sielen in den Städten und Provinzen
gegen 80,000 Niederländer und die spanischen Soldaten wütheten dabei in
abscheulichster Weise. Doch das eigentliche Haupt der bedrängten Nieder¬
länder, Wilhelm von Oranien, war glücklich entflohen. Er kehrte mit
einem kleinen in Deutschland gesammelten Heere in die Niederlande zurück
und that den Spaniern in kleinen Gefechten manchen Abbruch. Darauf
erhoben sich die Meergeusen; an der Spitze einiger kühnen Männer, welche
sich in der Bedrängniß auf's Meer geflüchtet hatten, kamen sie mit einer
zahlreichen Flottille kleiner Fahrzeuge herbei, bedrohten die Küsten, erober¬
ten Briel (1572), die nördlichen Provinzen schlossen sich dem Aufstande
an und unter ihrem Schutze konnte sich die Provinz Holland der spani¬
schen Besatzung entledigen. Diese Provinz veranstaltete eine Versammlung
zu Dortrecht, ernannte den Prinzen Wilhelm von Oranien zu ihrem
Statthalter und warf die Spanier an mehren Orten. Ihren Muth theil-
ten die Holländer auch den übrigen Provinzen mit, und Wilhelm von
Oranien kämpfte im Ganzen glücklich gegen den allgemeinen Feind.
Alba wurde zurückberufen; beladen mit dem Fluche des Landes verließ er
dasselbe (1573), doch auch die nachfolgenden Statthalter konnten den Auf¬
stand nicht mehr beschwichtigen. Jndeß war es der katholischen Geistlichkeit
doch gelungen, die zehn südlichen Provinzen (Belgien) allmälig zur
römischen Kirche zurückzuführen; die Wallonen*) waren ohnedieß meist
katholisch geblieben, wodurch sich das Interesse der Provinzen getheilt hatte.
Schreckliche Greuel, welche die Spanier in Antwerpen verübt hatten
(1576), beschleunigten den Abschluß eines Vertrages zu Gent (1576),
welchen die Stände von Brabant, Flandern, Artois, Hennegau,
Valenciennes, Lille, Douai, Orchies, Namur, Tournai und
Mecheln mit dem Prinzen von Oranien und den Ständen von Hol¬
land und Seeland aufstellten, zu dem Zwecke, die Spanier zu vertrei¬
ben und die kirchlichen Verhältnisse in billiger Weise zu ordnen. König
Philipp bestand jedoch hartnäckig darauf, den Protestantismus mit Gewalt
auszurotten. Unterdessen hatten sich die Landschaften von Artois, Henne¬
gau und Douai zu einem besonderen Bunde vereinigt (5. Jan. 1579),
welcher die Aufrechthaltung der römischen Kirche zum Zwecke hatte; in Folge
*) Wallonen heißen diejenigen Bewohner Belgiens, welche im Dialecte der
altfranzösischen Sprache sprechen. Außer ihnen wohnen auch Flamländer in Bel¬
gien, die niederdeutsch oder niederländisch sprechen und also deutschen Ursprunges sind.