Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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gegen empfingen die Puritaner, welche ihre Gemeindeverfassung durchzusetzen 
suchten, den Namen No ne onfor misten. Mit Strenge wurden die an¬ 
gedrohten Strafen an ihnen vollzogen und die Uniformitätsacte legte den 
Grund zu einem langen Kampfe politischer und religiöser Parteien, der 
um so ernster und heftiger wurde, je mehr die Nonconformisten oder Pu¬ 
ritaner ihre Einfälle selbst für göttliche Eingebungen ausgaben und ihrer 
demokratischen Hierarchie auch den Staat zu unterwerfen suchten. Gleich 
heftig widerstrebten der Königin Elisabeth die alten Feinde des Lichtes 
und der Wahrheit, — die Römlinge und König Philipp II. von 
Spanien, — ja sie schwebte, so lange sie regierte, in beständiger Gefahr, 
Krone und Leben zu verlieren. Zunächst war die Königin Maria Stuart 
von Schottland eine gefährliche Nebenbuhlerin für Elisabeth. Die Ver¬ 
hältnisse in Schottland selbst verwickelten sich immer mehr, da die Unter- 
thanen schon lange über ihre Königin mißvergnügt waren, und Maria 
trug selbst dazu bei, das Mißvergnügen zu steigern. Ihre Anwesenheit 
im Reiche vermehrte die Unzufriedenheit der puritanischen Schotten, welchen 
Maria's leichtfertige französische Sitten äußerst anstößig waren. Kaum 
war sie in Schottland angekommen, als sie auch ihre Hand dem Lord 
Heinrich Darnley aus dem königlichen Hause Stuart reichte, aber 
eben dadurch machte sie sich ihr Volk nur noch mehr abgeneigt. Was 
Maria Stuart in Frankreich gewohnt war, Tanz, Musik, Spiel und 
glänzende Feste, trieb sie auch in Schottland und ihr Hof war ein Sam¬ 
melplatz junger Leute, die solche Vergnügungen liebten. Unter ihnen be¬ 
fanden sich zu noch größerem Aerger der Schotten viele Ausländer; der 
verhaßteste von Allen war ihnen ein italienischer Sänger Rizio. Dieser 
Mensch hatte sich vom Kammersänger zum Geheimschreiber der Königin 
erhoben und war bald so vertraut mit ihr geworden, daß er sich fast im¬ 
mer in ihrer Nähe befand und Niemand von ihr etwas erhalten konnte, 
der ihn nicht zuvor gewonnen hatte. Dazu kam, daß Maria ihres Ge¬ 
mahles, der freilich etwas rohe Sitten hatte, bald überdrüßig wurde, so 
daß sie ihn nur selten sah. Die schottischen Edlen drängten sich nun zu 
Heinrich Darnley, welcher, über das Betragen seiner Gemahlin auf¬ 
gebracht, seinen Tadel über sie laut werden ließ; sie beredeten ihn sogar, 
den verhaßten Italiener, von dem man wußte, daß er mit dem Papste im 
Briefwechsel stand, aus der Welt zu schaffen. Darauf stürzte Darnley 
eines Abends, als die Königin mit einer Hofdame und dem Rizio beim 
Abendessen saß, mit mehren Edelleuten in's Gemach und ließ den Sänger 
zu den Füßen der Königin, aller ihrer Drohungen, Bitten und Thränen 
ungeachtet, ermorden. Diese That empörte Marien vollends gegen ihren 
Gemahl, und obschon sie kurze Zeit darauf von einem Sohne, der den 
Namen Jakob erhielt, zur allgemeinen Freude des Hofes und des Landes 
entbunden wurde, blieb sie doch von ihrem Gemahle getrennt. Diesen Um¬ 
stand benutzte der kühne schottische Graf von Bothwell, einer der mäch¬
	        
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