Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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den Tod als einen willkommenen Erlöser herbeigewünscht hat. Sie beschloß 
ihr Leben im Jahre 1603 und mit ihr starb das Haus Tudor in Eng¬ 
land aus. 
Bei allen Schwächen und Fehlern bleibt der Königin Elisabeth der 
Ruhm unbestritten, — daß sie den Grund zur Größe Englands gelegt 
hat. Kein brittischer König hatte vor ihr so vielen Einfluß auf die Ange¬ 
legenheiten des festen Landes ausgeübt, als sie, und sie war es, die durch 
die Bekämpfung Spaniens wie durch die Unterstützung, welche sie den 
Niederländern und den Hugenotten gewährte, das Gleichgewicht von Eu¬ 
ropa wieder herstellte und den Protestantismus rettete. Weil sie sparsam 
lebte und des Parlaments zur Bewilligung ungewöhnlicher Steuern wenig 
bedurfte, konnte sie willkürlicher und eigenmächtiger regieren, als es bei 
der englischen Verfassung möglich zu sein schien. Sie beförderte aber auch 
Kunst und Wissenschaft, die ihrem hochgebildeten Geiste Bedürfniß waren. 
Zum Aerger der finsteren Puritaner förderte sie den Aufschwung des 
Theaters und bereitete dadurch ihrem Volke ein edleres Vergnügen, als 
die Stiergefechte in Spanien und die Turniere des Mittelalters waren. 
Zu ihrer Zeit lebte der große Dichter William Shakspeare; seine hi¬ 
storischen Dramen sind unsterbliche Werke, entsprossen aus dem National¬ 
geiste der heimischen Thätigkeit und Mannheit. So erhob sich zu Ende 
des 16. Jahrhunderts in England ein goldenes Zeitalter, und das war 
der großen Königin Elisabeth Werk, die, wie I. Müller sagt: „Alles 
vermochte, was sie wollte, weil sie nichts wollte, als was dem Geiste der 
Zeiten und der Nation gemäß war." 
§♦ 9. Fortsetzung; das Haus Stuart über Großbritannien und 
Irland (1603—1714). König Jakob Í. (1608—1625); Karl I. 
(1625-1649). 
Nach dem Tode der Königin Elisabeth bestieg mit Jakob I. 
(1603 — 1625), dem Sohne der Maria Stuart, das Haus Stuart 
den englischen Thron, das durch seinen übertriebenen Hang zum Römer- 
thume und zu willkürlicher Herrschschaft sich selbst und England unglücklich 
machte. König Jakob I. war ein Mann von reinen Sitten, aber ein 
gelehrter Pedant, der den Grundsatz hatte, alle Freiheiten und Rechte der 
Nation nur als Geschenke der königlichen Gnade zu betrachten, ohne doch 
kräftig genug zu sein, seine Herrschsucht durchzuführen. Die Protestanten 
machte er sich dadurch zu Feinden, daß er eine Vorliebe für die römische 
Kirche kund gab. Eben darin lag der Grund, daß er sich für das Epis- 
copalsystem erklärte und sich hart gegen die Puritaner zeigte, die er um 
so mehr erbitterte, da er in Schottland sogar Bischöfe als Werkzeuge des 
unbedingten Königthumes ernannte. Irland wurde ganz wie ein erobertes 
Land betrachtet, ja die Engländer suchten selbst aus dem A. Testamente
	        
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