152
garetha von Valois genehmigte. Die Thätigkeit des Ordens wurde
bald sichtbar; denn er lockte dem Könige nicht nur Freiheiten und Besitz-
thümer ab, die er vorher nicht hatte, sondern brachte auch seine Anhänger
in die höchsten Ehrenämter; ja der König nahm sogar den Jesuiten Cotton
zu seinem Beichtvater, um zu zeigen, daß er selbst von dem Orden nichts
Arges denke. Allein die Jesuiten vergalten ihm mit Undank. Heinrich
hatte von dem Buche des spanischen Jesuiten Mariana gehört, in wel¬
chem der Mörder Heinrich's HI. erhoben worden war, weil er das Land
von einem Tyrannen befreit hatte; der König verlangte vom Pater Cotton,
öffentlich die Lehre zu widerlegen, daß der Mord eines Königes erlaubt
sei, doch der Jesuit wollte sich dazu nicht verstehen. Bald darauf wurde
Heinrich selbst, als er im Begriffe stand (1610), nach Deutschland zu
reisen, um dort einige Grenzstreitigkeiten zu schlichten, in die man bald
auch die Neligionsangelegenheit verwickelt hatte, als er durch die Stadt
Paris fuhr, von dem Fanatiker Franz Ravaillac, der früher Laien¬
bruder war, durch Messerstiche ermordet (!6!o). Die Untersuchung über
diesen Mord wurde so nachlässig geführt, daß man an eine weitver¬
zweigte Verschwörung, in die vielleicht auch die Königin selbst verwickelt
war (da man längst an ihr alle Zeichen heftiger Eifersucht bemerkt hatte
und nach jener That mehr Gleichgiltigkeit als Theilnahme bei ihr wahr¬
nehmen konnte), glauben durfte. Pater Cotton besuchte den Mörder im
Gefängnisse und warnte ihn, Dinge auszusagen, welche rechtschaffene Leute
verdächtig machen könnten. Dagegen war die Bestürzung und der Schmerz
des ganzen Volkes grenzenlos, und bei der Hinrichtung des Mörders
brach es in unmenschliche Wuth gegen den Elenden aus. Voltaire
hat das Leben dieses großen Königes in einem Heldengedichte besungen, —
freilich nicht wie Homer seinen Achilles!
Run folgte Heinrich's unmündiger Sohn Ludwig XIII. als König
(1610 — 1643). Da er erst neun Jahre alt war, führte die Königin
Maria von Medicis mit ihren Günstlingen an seiner Statt eine ver¬
derbliche Regentschaft. Als er 14 Jahre alt war, wurde er zwar für
mündig erklärt, aber in der That blieb er doch immer unmündig und von
der Leitung Anderer abhängig. Jetzt gewannen die Jesuiten einen über¬
wiegenden Einfluß wieder, so sehr auch das Parlament protestirte, ja unter
dem jesuitischen Weiberregimente mußten die Hugenotten eine ganze Reihe
von Rechtsverletzungen ertragen, die Ludwig endlich dahin steigerte (1620),
daß er die kirchliche und bürgerliche Verfassung in dem ganz reformirten
Bearn gewaltsam umstürzte und dadurch neue Kriege und Aufstände ver-
anlaßte. Kräftig wurde Ludwig's Regierung erst dann, als der Cardinal
Richelieu sein Minister wurde (1624— 1642), der es sich zur höchsten
Aufgabe machte, in Frankreich alle politische Selbstständigkeit und Macht,
außer der königlichen, zu zerstören, nach Außen hin aber Frankreichs Macht
und Einfluß zu erhöhen. Ihm gelang es bald, die Königin zu verdrängen,