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flog eine Reihe von Pulverwagen im Rücken der kaiserlichen Armee, durch
schwedische Kugeln entzündet, mit fürchterlichem Gekrache auf. Die be¬
stürzten Kaiserlichen meinten, im Rücken angegriffen zu sein, und da es
schon dunkel zu werden begann, wendete sich das ganze Heer mit dem all¬
gemeinen Geschrei zur Flucht: „Die Schlacht ist verloren, die Schweden
kommen über uns!" Die Nacht machte der Verfolgung ein Ende, die
Schweden aber lagerten sich auf dem Wahlplatze selbst, 'und als sie am
folgenden Tage die Schlacht erneuern wollten, war kein Feind mehr zu sehen.
Wallenstein hatte sich in der Nacht nach Leipzig zurückgezogen und alles
Geschütz zurückgelassen. Nun war Bernhardts erste Sorge, den Leich¬
nam des geliebten Königes aufzusuchen; nach langem Suchen fand man ihn
unter vielen Leichnamen ganz entstellt von Blut und Hufschlä'gen. Man
brachte den großen Todten nach Weißenfels, wo ihn die Königin Eleo¬
nore empfing, die dem Gemahle nach Deutschland chachgereist war;
sie führte ihn, von Tausenden beweint, über Berlin nach Stockholm.
Selbst Kaiser Ferdinand II. war gerührt, als man ihm des Königes
Koller überbrachte, der noch im Wiener Zeughause gezeigt wird und von
einem Kroaten erbeutet worden war. Man beschuldigte den Herzog Franz
von Sachsen-Lauenburg, den König erschossen zu haben, weil ec bald
darauf in kaiserliche Dienste und zur römischen Kirche übertrat, doch hat
man bis heute die Beschuldigung nicht beweisen können.
So starb der große König im 38. Jahre seines thatenreichen Lebens.
Er hatte viel mit Heinrich IV. von Frankreich gemein, den frohen und
heiteren Sinn, die Empfänglichkeit für Alles,- was Menschen schmerzt und
freut, wodurch sich Beide die unbegrenzte Liebe des Volkes erwarben. Der
Graf Gualdo, ein Venetianer, gibt folgende Schilderung von ihm, die
um so glaubwürdiger ist, weil Gualdo zur römischen Kirche gehörte:
„Gustav war groß gebaut, stark, von königlichem Ansehen, welches
die Herzen mit Ehrerbietung, Bewunderung, Liebe und Furcht erfüllte.
Sein Haar und Bart waren blond, das Auge groß, aber nicht in die
Ferne sehend. Von seiner ersten Jugend an hatte der Krieg für ihn gro¬
ßen Reiz, und Ehre und Ruhm waren seine Leidenschaft. Auf seiner
Zunge wohnte Beredtsamkeit; Anmuth und Leutseligkeit waren in seiner
Unterhaltung. Es ist kein Feldherr, dem man mit solcher Neigung und
Ergebenheit gedient hat, als ihm. Er war freundlich, lobte gern und
tapfere Handlungen blieben unauslöschlich in seinem Gedächtnisse, aber hö¬
fisches Wesen und Schmeichelei haßte er, und wenn einer sich ihm auf
solche Weise nahte, so konnte er sein Vertrauen nicht gewinnen. Gegen
die Ausschweifungen der Soldaten war er streng, und sehr besorgt für die
Sicherheit des Bürgers und Landmannes. Als ihm, nach der Eroberung
einer katholischen Stadt, Einige riechen, die Bürger streng zu behandeln
und ihnen neue Gesetze zu geben, antwortete er: Die Stadt ist nun mein
und nicht mehr des Feindes. Ich bin gekommen, der Freiheit die Fesseln