Full text: Neuere Geschichte (Theil 3)

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bürgen als Professor der Weißenburger Schule berufen, später bei dem 
Herzoge zu Liegnitz fürstlicher Rath, vom Kaiser Ferdinand II. mit 
dem Dichterlorbeer gekrönt und mit dem Beinamen von Boberfeld in 
den Adelstand erhoben wurde. Nach mannichfaltigen Schicksalen starb er 
im I. 1639 als königlich polnischer Geschichtschreiber an der Pest in Danzig. 
Er hat zuerst in den Versen die Länge und Kürze der Sylben beobachtet 
und dadurch die deutsche Prosodie begründet. Uebrigens ist in seinen Ge¬ 
dichten so wenig Poesie als bei den Meistersängern zu suchen; ein schlichter 
und gerader Verstand mit hoher Einfalt und Treuherzigkeit ist Alles, was 
sich in denselben ausspricht. Poetischer im Leben und Dichten war der 
Voigtländer Paul von Flemming, der mit Adam Olearius (eigent¬ 
lich Oehlschläger) eine Gesandtschaft des Herzoges von Holstein nach 
Moskau begleitete und eine Reise nach Persien unternahm. Wer kennt 
nicht seine erhebenden Kirchenlieder, vor allen sein schönes Lied: 
„Zn allen meinen Lhaten 
Lass' ich den Höchsten rathen, 
Der Alles kann und hat; 
Er muß zu allen Dingen, 
Soll's anders wohl gelingen, 
Selbst geben Rath und That." 
Er war ein deutscher Dichter, der sich nicht begnügte, in allgemeinen 
Empfindungen und alltäglichen Gedanken sich gehen zu lassen, sondern aus 
einem Herzen voll Vaterlandsliebe schöpfte und hohe, oft neue Ideen in 
einer kräftigen Sprache darstellte. Eben hatte er seine Studien in Leipzig 
vollendet, als Gustav Adolf in der Schlacht bei Lützen siel. Er besang 
den Helden in einer Ode. Gleich Ulrich von Hutten stürmte er in die 
Saiten, wenn er zur tapferen Vertheidigung des Vaterlandes aufrief. So 
glühte er auch, wenn er das Lob deutscher Musen oder Deutsch¬ 
land selbst besang und an die Frauen wider die Verächter der 
deutschen Poesie sich wendete. Seine Gedichte werden, wie A. W. 
Schlegel sagt, durch ächte Deutschheit, innige Herzlichkeit und männliche 
Sprache ewig leben. 
Nächst ihm zeichneten sich Tscherning, Zinkgräff, Dach, Ger¬ 
hard und der berühmte Dramatiker Andreas Gryph (vielleicht der beste 
Lustspieldichter der Deutschen) aus. Die Satyre brachte Laurenberg 
zuerst wieder auf die Bahn, indem er in plattdeutscher Sprache die Thor- 
heiten seiner Zeit, die unpassenden Kleidertrachten, die Titelsucht und Sprach- 
mengerei der Deutschen lächerlich machte. 
Diese Dichter standen gewöhnlich mit einander in Verbindung, und 
aus dieser Zeit stammen die sogenannten Sprachvereine, z. B. Philipp 
von Zesen's Gesellschaft, welche es sich zum Gesetze machte, die deutsche 
Sprache von allen fremden Wörtern zu reinigen. Ludwig, Fürst von 
Anhalt-Cö th en stiftete im I. 1617 die fruchtbringende Gesell¬ 
schaft oder den gekrönten Palmenorden, in welchem, wie in der
	        
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